Ich habe lange gehadert, ob ich das Eucon Ecosystem ausprobieren soll oder nicht, hauptsächlich wegen dem hohen Preis. Aber irgendwann hat die Neugier gesiegt, und ich habe mir das Dock bestellt. Schließlich ist ein dediziertes Protokoll wie Eucon dem alten HUI/Mackie Protokoll weit überlegen, oder nicht? Grundsätzlich ist das richtig, aber es gibt leider derart eklatante Mängel in der Umsetzung, dass das System für mich als Cubase Nutzer kaum Verbesserung im Workflow bringt.
Zunächst mal hätte ich erwartet, dass zumindest der Großteil der Hardware Controls mit sinnvollen Funktionen für Cubase belegt ist. Leider ist das nicht so. Einige grundlegende Dinge funktionieren, z.B. die zentralen Transport Features, das Banking und Jog/Shuttle. ABER: Die linke Sektion an Buttons ist komplett unbelegt. Weiterhin ist so gut wie keine der Shift Funktionen belegt. Klar, kann man alles selber konfigurieren, aber da kommen wir schon zu meinem Hauptkritikpunkt: Dem katastrophalen Editor für die Softkeys. Das kann man wirklich nur als eine Unverschämtheit bezeichnen. So ein umständliches, unintuitives UI hab ich noch nie gesehen. Keinerlei Gedanke wurde hier an User Experience verschwendet. Noch schlimmer ist allerdings, dass man oft (sehr oft) keine Funktionen auf die Softkeys setzen kann, weil das Tool die Auswahl einfach nicht annimmt. Man startet es dann mal neu und irgendwann geht es wieder, aber das NERVT einfach nur! Dieses Tool hat eindeutig kein Entwickler für Desktop Software sondern der Protokollentwickler geschrieben und Avid hat es nach dem Aufkauf von Euphonix nicht für nötig gehalten, hier auch nur die kleinste Verbesserung vorzunehmen. Sorry, aber bei den Mondpreisen, die hier für die Control Surfaces abgerufen werden, erwarte ich eine Software, die sich vernünftig bedienen lässt. Punkt. Wenn ich mir vorstelle, dass S4/S6 Nutzer, die zehntausende oder hunderttausend Euro hingeblättert haben, auch diese Software benutzen müssen, dann frage ich mich wirklich, ob die Produktmanager bei Avid noch ganz bei Trost sind.
Weitere Kritikpunkte an der reinen Steuerungsfunktionalität sind: Scrolling (Horizontal/Vertical) habe ich nicht zum laufen gebracht, vermutlich ein Cubase Implementierungsproblem. Die Jog Sensitivität passt sich nicht dem Zoom Level an, aber es gibt auch keine Möglichkeit, die Geschwindigkeit mit einem Button zu verändern. Grundlegende Funktionen (Metronom an/aus, Mixer auf/zu, etc.) sind nur über Softkeys zugänglich, dafür sind (für mich) völlig unnütze Automationsfunktionen auf den 12 Buttons der linken Sektion belegt. Man kann die natürlich umbelegen, aber dann muss man sich die Belegung merken, weil die Beschriftung überhaupt nicht mehr passt.
Zur Verarbeitung: Das Jog Wheel ist super. Der Fader ist obere Mittelklasse. Der Rest fühlt sich nicht besonders hochwertig an. Die Buttons wackeln ein klein wenig und geben leicht nach, der Druckpunkt der Buttons ist aber präzise, jedoch für meinen Geschmack ein bisschen zu hart. Außerdem machen sie ein ziemlich nerviges klickendes Geräusch. Die Potis sind schwergängig und machen nicht besonders viel Spaß.
Meine Meinung: Für den aufgerufenen Preis von über 1000 Euro wird hier zu wenig geboten. Die Avid Control App auf dem Tablet macht die Hauptarbeit, und die ist kostenlos. Die paar Hardwarecontrols auf dem Dock sind nicht flexibel genug anpassbar und das Editieren der Belegung verursacht große Schmerzen durch die schlechte Editor Software. Mag sein, dass das Ding als ProTools Controller tatsächlich besser einsetzbar ist, aber für Cubase taugt es nicht und geht somit zurück.