Vorüberlegungen:
Für mich als Hobbyspieler war es an der Zeit, eine Westerngitarre anzuschaffen, nachdem ich zuvor immer lediglich auf einer (durchaus wertigen) Takamine-Klassikgitarre gespielt hatte, jedoch ausschließlich Pop-/Rock- und Folksongs spiele.
Getreu den Mottos „Wer billig kauft, kauft zweimal!“ und „Spare niemals beim Instrumentenkauf!“ war mit klar, dass es preislich wohl eher Richtung obere Mittelklasse gehen wird, sprich ca. 1500€, zumal es eine Anschaffung für viele Jahre sein soll.
Nach vielerlei Recherche- und Vorabinformationen im Internet grenzte ich die Marken schließlich auf Martin, Taylor und Gibson ein. Sicherlich gibt es viele weitere gute Adressen, aber da ich kein Gitarrenprofi bin, wollte ich in diesem Dschungel, um mich überhaupt ein wenig zurechtzufinden, einfach auf Marken setzen, bei denen man grundsätzlich einmal von sehr guter Qualität ausgehen kann und die von vielen Profis geschätzt und gespielt werden.
Beratung/Service vor Ort:
Vor Ort in Treppendorf war ich dann gleich zwei Mal, wurde Dank eines hervorragenden MitarbeiterInnenservices wirklich sehr gut und ausführlich beraten und hatte hier vor allem die Möglichkeit, im durch Glas abgetrennten Raum verschiedenste Modelle (und Bauformen) in aller Ruhe auszuprobieren. Danke dafür! Das Schöne dabei war, dass oft auch kundige Kunden/sehr versierte Gitarristen hereinkamen, die mir in kurzen Gesprächen ebenfalls mit sehr interessanten und wertvollen Einschätzungen zur Seite standen.
Auswahlprozedur:
Dabei kristallisierte sich dann doch immer mehr heraus, dass es wohl ein Modell von Martin werden sollte, Bauform Dreadnought. Es mag hier natürlich durchaus sein, dass eine gewisse unterschwellige psychologische Voreingenommenheit oder nennen wir es schlicht ein Branding-Einfluss mit hereingespielt haben, was die lange Tradition, die Geschichte und natürlich die vielen berühmten Musiker, die Martin Guitars spielten, betrifft. Aber auch mein (gewiss laienhaftes, aber doch gründliches und intensives) Austesten hinsichtlich Spielbarkeit, Klang, Haptik und (ja, auch) Optik der unterschiedlichen Marken hat zu dieser Entscheidung beigetragen. Etwas pathetisch formuliert, könnte man die Herangehensweise knapp folgendermaßen zusammenfassen: Wie spricht die Gitarre zu mir?
Auch hinsichtlich meiner Preisvorstellung schien das Ganze dann ein wenig auf die Martin D-12E hinauszulaufen. (Wichtig war mir auch ein bereits eingebauter Tonabnehmer.) Diese wird in Mexiko hergestellt, wodurch die Herstellungskosten reduziert werden können. Insgesamt ist an dieser Gitarre in meinen Augen wenig auszusetzen. Natürlich hatte ich spaßeshalber auch einmal die Martin D-18 und die Martin D-28 angespielt. Im Vergleich zu diesen beiden Flaggschiffen war mir wohl bewusst, dass eine D-12E da nicht ganz mithalten kann, aber hier sind wir ja auch in einer ganz anderen Preiskategorie, wodurch man kleinere Einschränkungen in Kauf nimmt. Gedanklich hatte ich mich also schon fest auf dieses Modell eingeschossen.
Martin D-16E-01:
Doch dann fiel mir die Martin D-16E-01 in die Hände, hergestellt in den USA. Frappierenderweise hatte ich auf einmal ein ganz anderes Spielgefühl, welches (in meinen Augen) sogar ohne Probleme mit einer D-18 mithalten kann. Kein Vergleich jedenfalls zur D-12E, eine völlig andere Liga! Auffallend ist neben der angenehmen, leichtgängigen Spielbarkeit des Halses (auch hinsichtlich Fingerpicking) und dem ausgewogenen Klang zudem die etwas geringere Korpustiefe der Gitarre (Tiefe einer OOO-Bauform), was das Handling meiner Meinung nach zusätzlich besser macht. Sie ist sehr gut verarbeitet und auch die Einstellung ab Werk sind ohne Beanstandungen!
Tonabnehmersystem:
Das Tonabnehmersystem Fishman Matrix VT Enhance hat mich ebenfalls sehr überzeugt. Auch hier bin ich kein Experte und bei einem Blindtest würde ich Unterschiede zu anderen Modellen dieser Preiskategorie sicherlich nicht ausmachen können. Aber insgesamt ist es in meinen Ohren ein sehr klarer, runder und mittiger Sound, der hier verstärkt wird. (Vor Ort hat man verschiedene Verstärker zur Auswahl, die man anschließen und testen kann.)
Vergleich mit der Martin D-16E-02:
Ebenfalls verglichen habe ich sie mit der D-16E-02 (also der Mahagoni- statt der Palisander-Version), ganz kleine subjektive Eindrücke bezüglich des Klangbildes haben mich dabei jedoch eher zu Palisander-Version (also der D-16E-01) gezogen.
Fazit:
Der Blick auf den Preis ließ mich dann kurz etwas schlucken, 2499€ sind eben doch noch einmal knapp 800€ mehr als eine D-12E. Aber da war meine Entscheidung unterbewusst ehrlicherweise schon längst gefallen und ich habe diese bis heute keine Sekunde lang bereut!
Ich kann diese Gitarre also vollumfänglich empfehlen! Es macht wirklich viel Spaß, sie zu spielen, und ich nehme sie jedes Mal wieder mit Vorfreude in die Hand!
Verschiedene Marken und Bauformen selbst auszuprobieren, ist nach wie vor selbstverständlich immer das Wichtigste, aber diese Gitarre sollte bei jedem Vergleichstest in dieser Preiskategorie (und auch etwas darunter) mit einbezogen werden. Wie gesagt, vermag sie es meiner Meinung nach vollauf, mit sehr viel teureren Modellen mitzuhalten!