Der HP4 kommt klobig und ziemlich tief daher. Ins Rack einbauen kann man das Gerät nur, wenn man die Füße abnimmt. Nun lassen die sich mit etwas Gewalt leicht abreißen, doch das erspart einem das Öffnen des Geräts nicht, denn die dann darin herumpolternden Schrauben könnten Leiterbahnen auf der Platine kurzschließen. Und durch die eigenmächtige Modifikation ist die Garantie bei dem Teil von vorn herein futsch. In Zukunft sollte die Thomann-Hausmarke Millenium hier den Weg anderer Hersteller gehen und Füße zum selber ankleben mitliefern.
An der Frontplatte überzeugt die Verarbeitung leider nicht: Durch ungenaue Verarbeitung der Wahlschalter klemmen zwei dieser sowie ein Poti. Mit schon etwas mehr Gewalt lässt sich das ganze hinbiegen. Ein ungutes Gefühl bleibt.
Also alles schlecht? Nein, ganz sicher nicht. Vom Sound her fällt meinen Ohren nichts auf. Klingt nicht, also es scheint alles 1:1 durchzugehen. Die eher verhaltene Lautstärke scheint am Eingangssignal zu liegen. Hier hätte zumindest eine LED-Anzeige für "nix", "Signal" und "clippt" schon was für sich. Ansonsten tut das Teil alles, was es soll. Und noch mehr! Durch die vier Wahlschalter kann man vier Quellen auf vier Ausgänge flexibel "auf Knopfdreh" routen. Das ist nicht nur für Kopfhörer nützlich. Erstaunlicherweise scheint es auch in höheren Preisklassen kein Gerät mit dieser Funktion zu geben.
Die Line-Outs an der Vorderseite sind allerdings etwas lästig, vor allem weil sie als Stereo-Klinke ausgeführt sind. Zwei Buchsen pro Kanal (links/rechts) an der Rückseite wären hier angebrachter. Will man, wie im Produktvideo groß beworben, mehrere HP4 stacken, so muss man ein spezielles Kabel haben und dies immer von vorne im Rack nach hinten führen.
Wenn man dann noch die Line Outs pre/post-Lautstärkeregler umschalten könnte, dann würde sich der HP4 fast schon zum supergünstigen Monitor-Controller fürs Home Recording Studio mausern.
Außerdem kann einem das Gerät ein Brummen auf die Ohren geben, wenn man den Netzstecker falsch herum einsteckt.
Aber genug gemeckert - Zeit fürs Fazit: für den Preis hält der Betreiber eines Home Recording Studios ein flexibles Werkzeug in den Händen, mit dem man durchaus auch anderes tun kann, als nur Kopfhörer zu betreiben. Mängel sind dabei leider in Kauf zu nehmen.