Es gibt kultige Instrumente und qualitativ herausragende, es gibt fabelhaft verarbeitete, best-klingende usw. usw. und es gibt zweckdienliche Instrumente. Und es gilt für jede(n) einzeln zu bewerten, wie sehr die Ansprüche und Bedürfnisse von dem neu erstandenen Instrument befriedigt werden, natürlich auch abhängig vom Preis.
Meine Anforderung war, einen K-Bass zu finden, der live und verstärkt in einer Cover-, Pop-, Rock-, Oldiesband die old-school Rock'n'Roll-Geschichten abdecken kann, für Jazzstandards herhalten muß, Country- oder Folkklassiker begleiten, oder auch mal experimentell für DuB-Songs das Fundament legen kann. Wie gesagt, das Ganze unter solchen Umständen wie schwitzig-heiße Keller-Lokale, sonnen-ausgesetzte Bühnen oder feucht-kalte Weihnachtsmärkte.
Ein sensibel ansprechendes, resonantes und aus besten Tonhölzern gebautes Instrument ist in solchen Fällen der denkbar falsche Partner. Ein solches besitze ich nämlich, und ich würde es nie (NIE!!!) den oben genannten Situationen aussetzen, wo ich jederzeit damit rechnen muß, daß mal jemand dagegen kracht oder die Feuchtigkeitsschwankungen ständiges Nachstimmen erfordern.
Also war klar, es muß ein äußerst robustes Instrument her, und da fiel die Wahl auf einen Sperrholzbass. Mir war dabei ein halbwegs klassisches Aussehen wichtig. Das kommt irgendwie elegant, zeitlos, ja fast schon seriös, und es paßt zu jedem Stil.
Ach ja, und handlich sollte es auch noch sein. Daher die Wahl eines 3/4 Basses...
Was soll ich (nach über einem Jahr) sagen? Der Thomann 11 AS hat die Aufgabenstellung mit Bravour gemeistert. Natürlich ließ ich ihn mir auf meine Spielbedürfnisse (Pizzicato, Jazz) von Thomanns Werkstatt einstellen (Danke, gut gemacht!), und ein K&K Tonabnehmer kam auch noch drauf.
Das Teil ist super! Akustisch klingt es absolut dürftig (ich glaube meine handgebaute akustische Bassgitarre klingt nicht viel leiser...), aber genau das ist ja die beste Voraussetzung, verstärkt keine Rückkopplung zu bekommen. Genial.
Ich lass das Teil hauptsächlich über einen Boss LS-2 (schaltet zwischen E- und Kontrabass) und einen Boss BC-1X zwecks Dynamikabgleich direkt in zwei Fender Rumble 800 Combos. Dazu könnte ich noch den ein- oder anderen Effekt switchen, vom Fuzz über Tremolo und Chorus bis zum Filter. Funktioniert alles und klingt tatsächlich richtig inspirierend und mächtig. Die Bandmitglieder müssen halt mitspielen...
Die Spielbarkeit ist absolut okay. Der (Buchen-)Hals ist zwar massig und damit etwas gewöhnungsbedürftig, aber das Ebenholzgriffbrett ist gut abgerichtet, und die Halsstärke ist zumindest vertrauenseinflößend. Dazu ist die 3/4-Mensur vom E-Bass kommend auch halbwegs intuitiv spielbar. Nichts sieht blöder aus, als wenn man die ganze Zeit aufs Griffbrett gucken muß, weil man nicht weiß, wo man gerade rumflutscht...
Die Mechaniken sind simpel, aber ohne Friktion zu stimmen. Der Saitenhalter ist auch aus Ebenholz, und der Steg ist zwar ebenfalls überdimensioniert, aber gut angeglichen. Volle Auflage auf der (Sperrholz-)Decke, kein Häuchen Luft dazwischen. Wirklich gut gemacht!
Die Randeinlagen sind echt, also nicht aufgemalt, und sauber ausgeführt. Die Holzauswahl der Furniere wurde mit Bedacht durchgeführt. Kein OMG!-Riegelahorn, sondern schlicht, mit leichter Flammung, auch die Fichten-Decke schön gleichmäßg. Der Lack mit dezentem Antik-Touch und sehr robust, dank Mattierung. Die Scheuer- und Schmier-Flecken kommen schon rein, das fügt sich dann gut zu einem Gesamtbild eines eingespielten Instruments...
Made in Europe heißt wahrscheinlich Rumänien, und dort gibt es Hersteller, die wirklich jahrzehntelange Erfahrung im Instrumentenbau haben!
Der Stachel ist von minderer Qualität. Der Gummi war schnell durch, also hab' ich mir den bewährten Wolf Parkettschoner (Die Gummikugel) draufgeschraubt. Hier ist sicher in Zukunft noch Bedarf zur Nachbesserung. Aber an sich hält das Teil, auch bei härterer Bühnenpräsenz. Drehungen oder andere akrobatische Einlagen lasse ich aber vorerst...
Fazit: meine Bands bekommen zum "normalen" Bassisten auch noch einen Kontrabass. All Of Me, King Of The Road, White Chris'mas, Walk The Line, Jailhouse Rock usw. klingen jetzt nicht nur authentischer, sondern kommen auch beim Publikum besser an. Plötzlich steht da wer mit der Hundehütte und presst die Walking Lines raus. Das taugt den Leuten, und alleine dafür war die Anschaffung goldwert.
Also, es kommt immer darauf an, was man mit seinem Instrument anstellen will, welchen Zweck man verfolgt. Dieses Instrument ist im besten Sinne zweckdienlich. Und dazu auch noch schön anzusehen.
Wo andere vielleicht einen mau-klingenden Sperrholzbass als höchst minderwertig empfinden (ich würde auch nie Kammermusik von Schubert bis Beethoven darauf spielen), können genau diese vermeintlichen Schwächen der Schlüssel zum Erfolg sein. Ich hab dafür kein Problem, mit dem 11 AS von Thomann auf eine Zeltfestbühne zu steigen oder in der Eiseskälte Winter-Wonderland zu spielen. Eine gute Figur macht man mit diesem Bass definitiv!!!