Die Yamaha Revstar-Serie setzt Maßstäbe. Und sie hat sich 2023 noch einmal verbessert. Allerdings gibt es heftige Exemplarstreuungen. Findet man eines der besseren Exemplare, hat man eine Gitarre in der Hand, die sich anfühlt als wäre sie doppelt so teuer.
Ja, es ist ein Hype, aber er ist berechtigt. Ich hatte schon früh die Meinung, dass Yamaha mit der Revstar-Serie einen neuen Klassiker eingeführt hat.
Ich habe schon auf einigen Revstars dieser Preisklasse gespielt und sie waren schon in der Vergangenheit weit besser, als es der Preis vermuten läßt.
Jetzt waren das ausgesuchte Exemplare. Leider musste ich dieses Jahr feststellen, das es eine deutliche Streuung in der Fertigungsqualität gibt. Also bitte im Hinterkopf behalten, dass ich hier ausgesuchte und eingestellte Revstar-Gitarren als Reverenz nehme.
Die Yamaha Revstar RSS20 Hot Merlot, die ich bekommen habe, war eindeutig eines der besseren Exemplare. Ich hatte eine (1800 EUR teuere) Japan-Revstar hier..., ich bin mir nicht sicher, ob ich im Blindtest gespürt hätte, welche die Professional und welche die Standard-Serie ist. Ja, bei der Verarbeitung hat die Standard-Serie ein paar Ungenauigkeiten, wenn man ganz, ganz genau aus der Nähe hinschaut, aber nichts Dramatisches und schon gar nichts, was den Klang beeinflusst hätte. Die Yamaha Revstar RSS20 Hot Merlot spielt sich wie eine 1400 EUR Fender MIJ-Gitarre.
Erfreulicherweise hat Yamaha auch nicht die Standard-Serie künstlich gegenüber der Professional-Serie verschlechtert (darin ist Fender ja Meister), man bekommt die gleichen Tonabnehmer und den gleichen 5-Wege-Schalter. Halt, ein 5-Wege-Schalter bei einer HH-Gitarre? Ja, die Schaltungspositionen sind 1 Hals, 2 Hals mit seriellem Kondensator + Steg, 3 Hals und Steg, 4 Hals und Steg mit seriellem Kondensator und 5 Steg-Tonabnehmer. Alle 5 Klänge sind absolut brauchbar, die Position 2 ist geradezu meine Lieblingsposition auf dieser Gitarre. Dazu kann man noch das Push-Pull-Poti ziehen, was einen Transformator zuschaltet, das Signal wird stärker (was man zwar kaum hört, aber die Elektronik von Pedalen und Verstärkern reagiert darauf) und der Resonanzpeak verschiebt sich in die Tiefmitten. Das ist mir jetzt clean des Guten viel zu viel. Selbst noch im Overdrive klingt das etwas dumpf für mich, aber meine Verstärker sind auch ziemlich mittenkräftig und nicht "scooped". Geht es dann richtig in die Distortion wird der Klang auf meinen Verstärkern wieder brauchbar. Aber bitte: auch ohne Push-Pull-Poti haben wir 5 (!) Klänge.
Die Humbucker sind okay (und dieselben wie in den teuren Japan-Versionen), aber für mich nicht überragend. Da hätte ich mir -so wie die Gitarre sonst herausragt- Besseres gewünscht.
Der Hals ist, ganz dem Zeitgeist geschuldet, mattiert und spielt sich angenehm. Überhaupt vermittelt die Gitarre den Eindruck doppelt so teuer zu sein (ausgewähltes Exemplar, siehe oben). Die Gitarre hängt bequem am Körper und der Ton steht.
Alles in allem eine bemerkenswerte und beeindruckende Gitarre, die man bei einem weit höheren Preis ansiedeln würde. Wären jetzt noch die Tonabnehmer etwas besser, dann käme ich aus dem Jubeln gar nicht mehr heraus.
Wer sich ein Bild machen will: einfach auf Youtube mal unter "Cardinal Black" oder "Chris Buck" suchen.
Und ja, es gibt ein paar Leute, die auf "anti-hype" machen ("Warum Professionals keine Yamaha Revstar spielen"), das ist kompletter Blödsinn. Nicht jede Gitarre muss jedem gefallen, und wenn jemand die Gitarre nicht mag, dann heißt es nicht, dass kein "Professional" sie spielt. Ich bin froh, dass Yamaha die Gitarre nicht für 1400 EUR verkauft und von dem Geld dann Hunderte von "Support-Artists" kauft (warum fällt mir jetzt "Gibson" ein....?).
Wenn man ein wenig herumsucht, bekommt man zu einem unglaublichen Preis eine extrem wertige Gitarre mit sehr guter Bespielbarkeit und vielen, klanglichen Möglichkeiten. Die Revstar-Serie wird immer besser und für mich ist sie bereits ein neuer Klassiker. Wer die Tonabnehmer etwas schwach findet, kann andere einbauen (lassen) und liegt immer noch um 1000 EUR herum, was extrem niedrig ist für eine Gitarre solcher Bespielbarkeit und Qualität (ausgesuchtes Exemplar, siehe oben).
Wenn ich jetzt noch eine P90-Revstar in der Qualität meiner Yamaha Revstar RSS20 Hot Merlot finde, bin ich überglücklich! Wer keine Yamaha Revstar hat, macht etwas verkehrt.