Die Überschrift sagt eigentlich alles. Neutral ist er nicht, was man ja auch überall nachlesen kann. Finde ich aber nicht schlimm. Nutze seit 10 Jahren den Shure SRH440 - der war mir allerdings langsam etwas zu kalt, spitz, im Bereich der oberen Mitten und Höhen zuweilen auch unangenehm. Dagegen hat der TMA-2 schon richtig Fundament und obenrum tut nix weh, alles klingt sehr angenehm ausgewogen. Nach dem Auspacken hab ich ihn erstmal mit Kate Bush, Fleetwood Mac und ein wenig Filmsoundtrack probiert und hingegen der weitläufigen Darstellung, er wäre eher für elektronische Musik gedacht, war ich doch sehr fasziniert wie gut das alles rüberkommt und habe in einigen Liedern Dinge wahrgenommen, die mir vorher noch nie aufgefallen sind. Sehr ausgewogen, differenziert und gut aufgelöst. Anschließend ein paar Elektro und Indie-Pop Tracks gehört und war bei Einigen enttäuscht, wie sehr sie in den Tiefmitten rummulmen und wie anstrengend Elektro klingen kann, wenn er überhaupt keine Dynamik mehr besitzt (Stichwort Totkomprimiert) - so dass es wirklich nur noch gedrückt hat und ich den Track ausmachen musste, weil es schlichtweg unerträglich war. Da dachte ich mir erstmal "Schade, ich schick das Ding vielleicht zurück", weil er doch gerade bei elektronischer Musik so gut klingen soll und ich ihn natürlich auch mitunter dafür nutzen möchte. Am nächsten Tag habe ich dann (endlich) begonnen, meine Technosammlung zu sortieren (ein sehr weitläufiger Begriff, den ich jetzt nicht näher eingrenzen möchte) - und dabei ist mir klar geworden: richtig gut gemischte Tracks klingen über diesen Kopfhörer auch richtig gut und alles andere eben eher nicht so - und das macht er verdammt gut. Auch die räumliche Darstellung. Ob alles übertönende, unerträglich hackende HiHats irgendwo in den Raumecken, schlecht gefilterte Synthesizer mit gewollter aber nicht gekonnter räumlichen Darstellung oder nicht-enden-wollendes mulmiges Rumgewummer in Tiefmitten und/oder (Sub-)Bass - der Kopfhörer ist echt Gnadenlos.
Am Abend habe ich dann noch den Tatort geschaut (und in den Tagen darauf noch weitere Filme, macht echt Spaß mit dem Kopfhörer, vor allem wenn man trotz des Films immer noch ein analytisches Ohr offen hat ;)) - auch die Sprachwiedergabe des TMA-2 ist einwandfrei - sobald eine Stimme etwas nasal, dumpf oder reich an Sibilanten ist, oder auch nur eine Wand in der Nähe Schall reflektiert - man hört es, zumindest wenn man weiß, was man hören möchte.
Alles in allem denke ich, der Hersteller hat sich beim Frequenzgang dieses Kopfhörers etwas ziemlich gut gedacht und ich werde ihn definitiv behalten und mir demnächst noch ein paar On-Ear Polster fürs Auflegen dazu bestellen.
Zum Thema Tragekomfort: Bei mir einwandfrei und kein Drücken - mein Kopf ist Mittelgroß und ich habe noch dichtes Haupthaar. Fühlt sich an wie Watte, als würde man sich ein Seidendeckchen überwerfen auch nach Stundenlangem tragen. Was nicht nur an dem Alcantara Ohrpolster liegt sondern natürlich auch an der leichten Bauweise - und damit komme ich zu meinem Punktabzug bei der Verarbeitung: Beim Zusammenbau dachte ich zuallererst "Mein Gott, ob das hält" und es hält, ja, aber alles in allem habe ich das Gefühl, darauf aufpassen zu müssen wie auf ein Neugeborenes, eben weil er so leicht ist, nirgendwo Metal oder Schrauben zu sehen sind - was vielleicht aber auch Vorteilhaft ist. Am Kopfbügel lassen sich auch noch leichte Gusskanten erkennen. Und dann dieses hauchzarte mitgelieferte Aufbewahrungssäckchen, welches bestenfalls vor leichten Kratzern und Staub schützt - aber den Kopfhörer damit in meinen Rucksack tun, am Besten noch in Gesellschaft einer Wasserflasche und eines schweren Fahrradschlosses - da bekomme ich etwas Angst um das Baby. Für den Preis hätte man schon ein stabileres Transportcase erwarten können - meinetwegen sogar für nen 10er mehr. Also für Leute wie mich, die ihr Studio nicht Zuhause haben und auch kein Auto besitzen, wo sie dem Kopfhörer einen eigenen Kindersitz einrichten können: mal eben schnell mit dem anderen Kram in den Rucksack werfen und dann im Supermarkt noch eine Flasche Erdbeermilch und ein Glas Oliven obendrauf packen - wer die Elastizität der leichten Plastik mal ausreizen möchte, gern. Außer man möchte sich nochmal explizit für das modulare Design und der Möglichkeit des Nachkaufs einzelner Teile bedanken.
Ansonsten ein sehr schönes, wohlklingendes Gerät!