Ich habe das Gerät bestellt, weil ich statt einem Effektboard lieber ein kompaktes Gerät haben wollte, und zwar in Analogtechnik. Leider wurde ich in einigen wesentlichen Punkten enttäuscht. Am meisten hat mich geärgert, dass das Gerät zwar einen L/R-Stereo-Ausgang hat, der aber offensichtlich keiner ist und nur aus zwei parallel geschalteten Mono-Ausgängen besteht. Aber der Reihe nach:
Die Verarbeitung ist wie meistens bei Carl Martin hervorragend, in konventionelle Bauweise gebaut und auch durchaus servicefreundlich. Das interne 2x12 Volt-Netzteil erzeugt keinen störenden Brumm, die Potis sind verschraubt und haben griffige Knöpfe und die Schalter machen einen stabilen Eindruck und sind ausreichend weit auseinander. Das ist alles schon mal sehr positiv, bis auf die Tatsache, dass auf der Unterseite des Gehäuses keine Gummifüße angebracht waren. Stellt man es auf den Tisch, gibt es Kratzer von den Schrauben.
Die Effekte sind fest verschaltet, die Reihenfolge ist nicht änderbar. Am Anfang liegt der Kompressor, der mit einem VCA-Chip arbeitet und eine weiche, fast unhörbare Kompression ermöglicht. Allerdings ist nur der Gain Makeup und der Threshold-Parameter einstellbar. Ratio, Attack, Release sind fest eingestellt. Bewertung: Gut bis sehr gut.
Die nächste Stufe ist der Overdrive, welcher eine Klangfarbe mit zwei Gain-Varianten bietet. Von bluesigen und crunchigen Sounds bis hin zum vollen Brett ist alles machbar. Der Frequenzgang ist relativ neutral ohne zu viel Mittenbetonung, wobei auch genügend "Dreck" im Tiefton-Bereich erzeugt wird. Bewertung: Gut.
Nach dem Overdrive kommt die externe Effektschleife, die ich nicht bewertet habe. Wer hier etwas einschleift tut gut daran, keine Brummschleifen zu erzeugen. Also möglichst nur batteriebetriebene Effekte verwenden.
Danach kommt der Chorus. Das Maß der Dinge ist hier für mich seit vielen Jahren der legendäre Carl Martin Stereo Chorus II. Deshalb dachte ich, mit dem Quattro bekomme ich genau diesen Effekt und noch ein paar andere dazu. Leider wurde ich enttäuscht.
Erstens natürlich keine Spur von Stereo-Effekt, wie oben erwähnt. Ich musste ferner feststellen, dass der Chorus eher nach Vibrato klingt, nicht nach einem breiten Chorus-Effekt. In der Tat spricht die mitgelieferte Beschreibung auch von einem Tremolo-Effekt. Hier gibt es ein dickes Minus, zumal der Chorus auch leicht rauscht.
Nach dem Chorus kommt das Delay. Im Gegensatz zum Chorus arbeitet dieses digital und nicht mit Eimerkettenchips. Gut ist daran, dass man die Rückkopplung voll aufdrehen kann bis zum totalen Chaos. Auch kann man das Echo in den Höhen beschneiden, so dass man einen Vintage-Sound erhält. Schlecht ist, dass man die Delayzeit nur mit dem Fußtaster eintippen kann und diese nicht permanent gespeichert wird. Es gibt auch kein Poti, mit dem man die Delayzeit beim Spielen verändern kann. Dafür gibts nur ein "Ausreichend".
Außerdem ist es sehr schade, dass man den Chorus nicht hinter das Delay schalten kann, damit dieses weniger statisch klingt. Schade ist auch, dass die LEDs der Fußtaster nicht zusätzliche Anzeigenfunktionen übernehmen, wie z.B. für Chorus und Delay als Tempo-Anzeige oder beim Compressor als Anzeige für die Stärke der Kompression.
Insgesamt kann man sagen: Leider nicht komplett zu Ende gedacht. Insgesamt muss ich dafür leider in der Gesamtwertung zwei Punkte abziehen. Carl Martin könnte bei einem Update sicher ein paar Mängel ohne große Umstände beseitigen.