Ich war auf der Suche nach einem universell einsetzbaren "Workhorse" für mein Live-Setup (Rock, Profi-Band). Der Maßstab ist da natürlich die Ludwig Supraphonic, die ihren Ruf als DIE Snare für den klassischen 70s Sound sicher nicht zu Unrecht hat - was sich Ludwig allerdings auch entsprechend bezahlen lässt. Angesichts der antiquierten Teppich-Mechanik könnte man ja noch argumentieren, dass Ludwig an ihrem Klassiker bloß nichts verändern wollen, was irgendwie den Sound beeinflussen könnte. Doch die billigen Felle und der schlicht inakzeptable Snare-Teppich sind in diesem Preissegment für mich einfach nicht nachvollziehbar.
Da ich ein Set aus der Collector's Serie spiele, schaute ich mich bei DW nach möglichen Alternativen um. Die Thin Aluminium Snares sind vermutlich genau dafür gedacht, ein Pendant zur Supra zu sein. Über die Verarbeitung bei DW muss man keine großen Worte mehr verlieren, da findet alles auf höchstem Niveau statt. Und man bekommt neben sehr guten Remo-Fellen auch eine hervorragende Teppich-Mechanik (MAG Throw Off, 3 Position Butt Plate) inkl. sehr gutem Teppich.
Ich entschied mich für das 14" x 6,5" Modell, um etwas mehr "Hubraum" zu haben. Der Kessel ist aus 1mm dickem (eher dünnem) Aluminium und sorgt genau für die Obertöne, die diesen gewissen Snaresound ausmachen. Die Snare klingt bereits "out of the box" hervorragend und lässt sich von tief bis hoch sauber durchstimmen, wobei der Sound - auch ohne jegliche Dämpfung - in allen Stimmlagen exzellent bleibt. Die Snare hat Ton, Projektion, spricht wunderbar sensibel an und gibt ein exzellentes Feedback. Es macht einfach richtig Spaß, das Teil unter den Stöcken zu haben!
Für den Live-Einsatz wurde mir dann vom FOH ein klein wenig Dämpfung verordnet. Im InEar vermisst man dann zwar etwas den "Bang", aber für einen knapp dreistündigen Live-Gig ist es für das Ohr so sicher entspannter. Und - ganz wichtig: Der Mischer war begeistert vom Sound und konnte hervorragend damit arbeiten.
Ein Langzeit-Urteil kann ich natürlich noch nicht fällen. Dinge wie Stimmstabilität und Verarbeitungsqualität werden sich im harten Live-Alltag erst noch herausstellen. Auch habe ich noch nicht alle Variationen bezüglich des optimalen Tunings für unsere Musik ausprobiert und diesbezüglich gibt es wahrscheinlich auch noch Luft nach oben. Aber die ersten Gigs haben bislang ausschließlich zufriedene bzw. begeisterte Gesichter hinterlassen: Beim Drummer, bei den Musiker-Kollegen und beim FOH.
Die Thin Aluminium als reinen Supraphonic-Klon anzusehen, würde diesem tollen Instrument nicht gerecht werden. Der Snare lehnt sich - bauart- bzw. materialbedingt - natürlich an den Klassiker an, bekommt aber durch die Beigabe des DW-typischen Sounds/Verhaltens und aufgrund ihrer perfekten Manieren (u.a. zeitgemäße Technik und Ausstattung) einen durchaus eigenständigen Charakter. Und da entscheidet dann eben auch wieder der persönliche Geschmack. Meinen hat sie getroffen.
