Das UltraTap wollte ich als Delay-Pedal in meinem Electro-Livesetup nutzen. Entgegen der Angaben: Batteriebetrieb ist nicht möglich. Dies war für mich jedoch ein wichtiger Kaufgrund, da ich auch akkubetrieben am Lagerfeuer performen möchte. Ein Netzteil wird jedoch mitgeliefert. Die Midi-Implementierung über USB finde ich nicht gut gelöst, d.h. mir fehlt eine schlichte Midi-Buchse oder die Möglichkeit, unproblematisch per BPM-Eingabe zu synchronisieren wie z.B. beim Timefactor. Ein exaktes Eintappen der BPM v.a. bei langen Delayfahnen ist nur sehr schwer möglich und der Vorteil von digitalen Delays ist ja eben auch eigentlich die Möglichkeit, exakt zu synchronisieren (wenn man das möchte). Der Klang ist gut, aber der Tone-Regler greift für meine Bedürfnisse nicht intensiv und präzise genug ein. Da wäre ein Bandpassfilter eine tolle bzw. fast notwendige Ergänzung gewesen und hätte zum insgesamt chirurgisch-präzisem Klangbearbeitungscharakter des Pedals sehr gut gepasst. Die "Slurm"-Funktion ist nett, bleibt aber immer deutlich ein Delay- und nicht Reverb-Effekt, d.h. rhytmisch-akzentuiert Eingespieltes wird nicht zur komplett sphärisch-verwaschenen Hallfläche. Die Bedienung durch die Doppel-Belegung ist vor allem im Livebetrieb etwas tricky und intransparent, da die Werte beim Umschalten der Bedienoberfläche nicht angezeigt werden. Das fällt deshalb mehr ins Gewicht als bei anderen Pedalen, da man alle Funktionen tatsächlich auch nutzt, weil sie toll sind, aber eben auch notwendig: Beispiel folgender, sehr häufig genutzter Workflow Mix>Tone>Taps>OutLevel>Taper usw. bedeutet, dass man ganze 4 mal die Bedienoberfläche wechseln und im Idealfall sich merken muss. Live sehr schwierig und auch im Studio unpraktisch. Klanglich ist es sehr vielfältig, aber eben auch digital klingend, was aber ja kein Nachteil sein muss...
Zusammengefasst: ein guter digitaler Delay-Algorithmus in schönem Metall-Gehäuse, der eher für den Studio-Gebrauch am PC und für Gitarre geeignet ist, aber fürs Liveschrauben mit Drummaschinen, Synthies und Midi-Synchronisation eher weniger. Mein Eindruck ist, dass man sich bei Eventide leider an ein paar Stellen nicht getraut hat ein tolles Pedalkonzept (sehr flexible, direkte und präzise Delaykontrolle z.B. sogar als Mastereffekt live auf der Bühne nutzbar) konsequent zu Ende zu führen und dafür vielleicht sogar einen "Hunni" mehr zu verlangen. So ist es nur ein weiteres digitales Delaypedal geworden, das gut, aber in meinen Augen für das Gebotene dann doch zu teuer ist...