Wer in der Vergangenheit eine gute 335 suchte, der musste einfach zu einer alten Gibson greifen. Es war die einzige Möglichkeit ein vernünftiges Instrument zu finden, denn mit Beginn der dünnen Hälsen ab 1965 und den immer mehr abgeänderten Holzarten, Formen, Bauweisen etc... waren immer seltener gute Gitarren dabei.
Die 61er Heavy Aged jedoch erfüllt diese Erwartungen nahezu komplett. Bauweise, Gewicht, Spielgefühl und auch die Schwingung der Gitarre sind unglaublich gut gelungen und mit Originalen aus der Zeit mit verbundenen Augen nur äußerst schwer zu unterscheiden. Einzig die Deckenwölbung an den Mickey Mouse Ohren ist noch nicht so ausgeprägt wie bei den Originalen bis 62, was mir optisch jedoch als einziger Fehler aufgefallen ist.
Der schöne semiakustische Sound ist ohne Amp tatsächlich nicht von einer alten 335 zu unterscheiden. Es ist wirklich sagenhaft. Laut und sauber auf den Punkt, immer mit dem Vibe einer guten Vintagegitarre, was sicherlich auch der guten Einstellung (nicht zu flach) zuzuschreiben ist. Selbst die Stimmstabilität und Intonation sind auch bei den heiklen Saiten wirklich sehr gut...da muss ausnahmsweise mal kein Gitarrenbauer nochmal die Sattelkerben feilen, oder gar den Sattel versetzen.
Am Amp zeigt sich, dass selbst die neuesten, hochgelobten Humbucker von Gibson einfach nicht dem alten, vor 60 Jahren gewickeltem PAF standhalten können. Die Custom Alnico III Pickups machen sicherlich einen guten Job auf der Bühne, aber im direkten Vergleich mit einem alten PAF ist das einfach immer noch stark verbesserungswürdig. Es fehlt einfach noch etwas über das ganze Frequenzband. Die Höhen sind etwas harscher, die Mitten gehen nicht so fließend in die Bässe und Höhen über wie bei den alten PAFs. Wer da denkt mehr rausholen zu müssen, wird sicherlich einen alten PAF besorgen müssen. Ob es auch teure Boutique-Tonabnehmer tun, muss jeder selbst entscheiden. Irgendwie aber kaum zu verstehen, wieso neue Pickups immer noch nicht so klingen können?!
Fazit: Die Murphy-Lab-Abteilung macht einen wirklich klasse Job. Ich hatte drei Murphy 335s in Ruhe zuhause getestet und mit zwei alten 335 verglichen. Meiner Meinung nach gab es die letzten 50 Jahre keine so guten ES-Gitarren von Gibson. Einzig die Tonabnehmer sind einfach immer noch nicht auf dem technischen Stand wie 1957 ;-)