Das ist meine erste 12saiter und die Liebe musste wachsen.
Sie sieht toll aus, der rote transparente Lack, wo die Holzmaserung durchscheint, ein Träumchen.
Sie klingt gut, mit und ohne Verstärkung, der Output der beiden Pickups ist allerdings lautstärkemäßig überschaubar, verglichen mit meinen Solidbody 6Saitern mit Singelcoils und Vintage-HBs.
Ich musste mich ans Greifen der Doppelsaiten erst gewöhnen und bin da eigentlich immer noch nicht ganz zuhause, ist halt ne Zwölfsaiter.
Da merke ich jede Ungenauigkeit beim Fingersatz, anders als bei meiner akustischen Sechssaiter-Gitarre. Aber es wird.
Gut greifen (für ne Zwölfsaiter) lässt sie sich nämlich, die Saitenlage war schon ab Werk sehr angenehm. Man braucht halt nur ein bißchen mehr Kraft zum Greifen von zwei im Vergleich zu einer Saite.
Nun zu den Kritikpunkten, die zum Punktabzug führen:
Das Pickguard ist so hoch angebracht dass es auf gleicher Höhe mit den PUs über der Decke schwebt, mit der Folge, dass ich bei jedem Schlag mit dem Plektrum über das Guard schramme und das dann schon nach 3 Wochen eine deutlich sichtbare Kratzspur auf dem glänzend schwarzen Kunststoff hat, häßlich!
Warum Guild das nicht 2cm näher an der Decke anbringen konnte, verstehe ich nicht.
Aber Abmontieren finde ich auch keine gute Option.
Die im lesenswerten Test auf Bonedo erwähnte schlechte Stimmstabilität musste ich leider auch feststellen, wobei die Mechaniken auch nicht wirklich überzeugen können.
Die arbeiten nämlich höchst unpräzise und mit sehr unterschiedlichem "Dreh-Gefühl". Einige verändern den Ton bei kleinsten Drehungen, andere erst nach gefühlt drei Umdrehungen.
Bei der G-Oktavsaite passiert eine Ewigkeit lang nichts und dann plötzlich ist eine Überkorrektur der Tonhöhe da. So als wenn Schnecke und Gewinde nicht sauber miteinander laufen würden.
Da werde ich wohl andere Mechaniken brauchen, die mechanisch präziser und gleichmäßiger funktionieren und hoffen, damit vielleicht auch die Stimmstabilität zu erhöhen. (Hat bei meiner Harley Benton-Strat auch geholfen)
Dadurch, dass Ton-und Oktavsaite über denselben Saitenreiter laufen, ist es mir nicht gelungen die tiefen E-Saiten beide oktavrein zu kriegen wegen des großen Unterschieds in der Saitenstärke.
Wie man dieses Problem lösen kann, weiß ich allerdings nicht. Ich spiele jetzt mit einer "Kompromiss-Oktavreinheit", wo die Tonhöhe erst ab Bund 8-9 deutlich zwischen Ton-und Oktavsaite differiert.
Die Saitenreiter lassen sich mit ein Schlitzschraubenzieher sehr bequem und präzise verstellen. TipTop. Das habe ich auch schon anders erlebt.
Alles in allem beginne ich aber diese Gitarre zu lieben und empfinde sie als tolle Ergänzung in meinem Gitarren-Portfolio trotz der erwähnten (mechanischen) Schwächen dieses Instruments.
Eine klare Kaufempfehlung, vor allem, weil die nächste "Marken-Gitarre" 300 Euro mehr kostet.