Erster Eindruck
Ich habe mir den Subway als Einstieg in die Fliegen-Gewichtsklasse und Ersatz für meinen Carbine M6 gekauft. Ich betreibe den 800+ derzeit (noch) an meiner Powerhouse 115 und 210 (auch hier wäre der Umstieg zu den "Subway-derivaten" denkbar). Wunderbar und dem Gedanken der leichteren Transportierbarkeit zuträglich ist die mitgelieferte, ordentlich verarbeitete Tragetasche, die neben dem gepolsterten Fach für den Amp noch ein Großes Fach für Netz-, Lautsprecher- und Instrumentenkabel hat.
Oft kritisiertes Lüftergeräusch
Im Vergleich zum Carbine fällt nach dem Einschalten gleich einmal das deutlich leisere Lüftergeräusch auf. Im Übungsraum, wo die Amps der beiden Gitarristen rauschen, fällt das überhaupt nicht mehr ins Gewicht.
Eingangsstufe
Der Voice-Regler ist im Vergleich zum Carbine nun stufenlos - was aber nicht weniger gut funktioniert. Der im Vergleich zum D-800 aufwändigere EQ ist super - flexibel - allerdings fehlen MIttenrasterungen (was bei schlechter Sicht die Orientierung in der Bedienung etwas erschwert) und die Regler sind für meine Großen Finger etwas klein (... was natürlich auch dem an sich erwünschten "Small Formfactor" des Gehäuses geschuldet ist..) darum habe ich bei der Bedienung 1 Stern abgezogen. Auf der Mesa-Webseite habe ich gesehen, dass es bald (laut DE Vertrieb Meinl im Februar 2019) einen WD-800 mit Röhrenvorstufe (mit 12AT7 oder 12AU7) gibt. Ich war deshalb schon versucht, den 800+ vorerst wieder zurück zu senden. Allerdings hat der Carbine M6 eine 12AX7 Röhrenvorstufe und ich muss sagen - mir gefällt der Sound vom 800+ fast besser. Er ist einen tick aufgeräumter und "seidiger" ich hatte bei der Vorstellung des Subway 800 die Gelegenheit mit einem Mesa Produktmanager zu sprechen. Er sagte sie hätten ordentlich Hirnschmalz in die Vorstufen-Schaltung gesteckt. Das Ergebnis kann sich hören lassen. Da ich sowieso eher zur Jazz / Soul / Funk - Fraktion gehöre und keine Röhren-Zerre brauche, verzichte ich also auf die Röhren-Vorstufe (sprich den WD-800) und behalte meinen D-800+.
Endstufe
Ich habe den Eindruck, dass die 800 Digital-Watt des D-800+ es schwer haben, mit den 600 MOSFET Watt des Carbine in punkto Lautstärke aufzunehmen. Dies ist allerdings jammern auf sehr, sehr hohem Niveau, da der Carbine M6 einfach verdammt laut ist und ich kann mir keine Anwendung vorstellen, für die die Lautstärke des D-800+ nicht ausreicht. Die im 800+ verbaute Digital-Endstufe stammt von der "Bang & Olufsen" Tochter ICE Power und dürfte damit wohl zum Besten gehören was man so kaufen kann. In der Tat habe ich schon einige andere Digital-Amps sowohl besessen als auch angespielt und hatte da immer das Gefühl, dass sie bei Zimmerlautstärke von "OK" bis "Super" klingen, bei höheren Lautstärken dann jedoch "hart" werden. Das ist beim 800+ nicht der Fall - der behält seinen seidigen, warmen Sound.
Sonstige Ausstattung
An Anschlüssen hat er alles zu bieten, was man so braucht, inkl. einem Tuner Ausgang. Was für mich bei vielen Digital-Amps der Konkurrenz bisher ein K.O. Kriterium war, ist der fehlende AUX- Ein- und Kopfhörer Ausgang. Der D-800+ hat beides und im Lieferumfang ist sogar ein Adapter von Mini- auf 6,3 mm Klinke enthalten (die Anschlüsse des D-800+ sind 6,3 mm Klinke). Bei der Konkurrenz wurde teilweise Argumentiert, dass AUX- und Kopfhöreranschlüsse die Schaltung aufwändiger machen würde, bzw. der Amp dann zu den Kosten nicht produzierter wäre (bei einem "Designed in USA" - "Made in China Amp") (!). Schön, dass Mesa das hier hinbekommen hat.
Preis-/Leistung
Das bringt mich auch zum letzten Punkt - dem Preis: der ist zwar im Vergleich zur direkten Konkurrenz etwas höher, allerdings ist Sound-, Flexibilität, Anschlussmöglichkeiten und last but not least die äußere (und innere) Verarbeitung wohl kaum zu übertreffen und ich finde es Wichtig, wenn ein Produkt nicht nur "Designed in..." sonder auch "Made in.. " ist und bin gerne bereit dafür etwas mehr zu bezahlen (schließlich kauft man einen Amp ja nicht jeden Tag und hat ja auch ein paar Jahre was von ihm). Der D-800+ wird in Handarbeit (...und ich gehe mal davon aus nicht von Kindern...) in USA gefertigt.
Fazit
Obwohl der Firmengründer Rendall Smith scheinbar mit Bassverstärkern angefangen hat, wird meiner Wahrnehmung nach die Company eher mit exklusiven Boutique - Gitarren - Amps assoziiert, als mit Bass-Amps. Wenn, dann eher bei Kollegen der rauheren Gangart. Im Jazzbereich dominieren ja die gelben Italiener. Der D-800+ ist für mich Soundmäßig ein totaler Allrounder (abgesehen von Verzerrung - das kann ich nicht beurteilen, da ich das nie gebraucht habe) und ich kann in mir in jeder Stilrichtung vorstellen. Mit dem variablen EQ und dem Hochpassfilter der Vorstufe ist man jeder akustischen Raumsituation ohne weiteres outboard Equipment gewachsen. Dies ist nun mein vierter Mesa-Produkt und mein zweiter Mesa Amp. Mit meinen Erfahrungen kann ich wirklich sagen - ich würde mir jederzeit wieder einen Mesa Amp kaufen. Der D-800+ ist eine Rundum-Kaufempfehlung.