Nach 6 Monaten intensiver Benutzung, 2 Vier-Stunden-Gigs und ca. 10 Proben mit der Coverband mein positives Zwischenfazit:
Hardware:
Die Gitarre ist mechanisch obere Mittelklasse. Verarbeitung ist top. Sie ist wunderschön, aber natürlich für mein Alter (s.u.) etwas auffällig ;-).
Habe das Tronical-Tuning-System eingebaut. Die Original-Mechaniken schienen mir nicht ganz so stimmstabil. War aber bei den ersten Proben kein Problem. Meine anderen Gitarren sind da nicht besser.
Sound:
Sound der Gitarre ist wie eine moderne Power-Strat.
Die Gitarrensimulationen sind brauchbar. Die akustische Gitarrensimulation klingt sehr nach Piezo. Dass macht die Variax-Familie besser.
Ampsimulationen:
Sind natürlich weit vom Kemper entfernt und etwas unter dem Line6 Helix Stomp. Man muss mit Overdrive (die 808-Simulation z.B.) vorsichtig sein, da dann die Dynamik deutlich leidet. Aber mit einem Pure-Boost vor dem simulierten Marshall klingt das Rockbrett unmittelbar aus der Gitarre durchaus amtlich und lässt sich mit dem Volumenregler sinnig beeinflussen.
Effekte:
Echo ist gut, Reverb ist, egal ob Hall, Plate oder Spring oder was auch immer, eine ziemlich schepprige Angelegenheit. Beim Üben zur Einspielmusik fällt das aber nicht auf. Reverb brauche ich live nicht. Die Modulationseffekte sind ok.
Aber Achtung: Alles ist mono, auch das Zuspielen von Musik über Bluetooth in die Gitarre. Zum Üben gewöhnt man sich aber erstaunlicher Weise daran. Wenn es jemand Stereo auf den Kopfhörer bekommt, mir bitte den Trick verraten.
Und es ist schon ziemlich cool, einfach nur einen Kopfhörer in die Gitarre zu stecken und über Bluetooth via iPhone oder iPad die Musik zuzuspielen. Man kann dabei herum laufen oder sich aufs Sofa legen.
Fußschalter/Looper:
Der Fußschalter ist hilfreich (und gefährlich, s.u.). 4 Sounds im direkte Zugriff, Bankwechsel und Looper sowie die integrierten Drums sind fernsteuerbar. Allein der Looper ist zum Üben unschlagbar. Ein System mit ext. Looper, Helix, Verkabelung und Kopfhörer ist schon ziemliches Gewurschtel. Bei der GTRS: Gitarre an, Kopfhörer rein, GWF4 eingeschaltet und los geht’s.
Ich liebe den Looper im Kemper, aber die GTRS macht es noch besser, weil ich an der Gitarre 4 Sounds umstellen kann, während der GWF4 für die Loop-Bedienung dient. Das ist am Kemper über das Kemper-Floorboard oder direkt am Kemper komplizierter.
Der Drumcomputer ist brauchbar. Ist er aktiviert, zählt der Looper vor.
Beim GWF4 schaltet man mit gleichzeitigem Drücken auf die mittleren beiden Fußschalter in den Looper-Modus.
Damit habe ich mir beim GIG (4 Stunden) im zweiten Set eines Gigs mal so richtig die Karten gelegt.
Ich wollte auf den 4. Sound umschalten und habe versehentlich auf Looping umgeschaltet. Dann habe ich den 4. Fußschalter gedrückt und damit das integrierte Schlagzeug gestartet. Das fand unser Drummer mitten im Song nicht so witzig. Bis ich es gemerkt hatte, hatte ich schon Aufnahme gedrückt und auch noch einen fröhlichen Riff aufgenommen (so eine Taktlänge), der nun alle 80 Sekunden (max. Länge Looper-Aufnahme) im Song auftauchte. Saublöd von mir!
Bitte an Mooer: Eine Fußschalterkombination beim Einschalten, die den Looper pp. still legt. Dann kann Live nichts passieren.
Der Fußschalter ist übrigens sehr gut verarbeitet, aber aufgrund seiner Größe und seines Gewichtes hüpft er schon einmal in die Höhe, wenn man ihn auf Teppich (Probenraum) legt und mit Wucht tritt. Dann dreht er sich auch schon mal faul auf den Bauch.
Nicht so gut:
Das Umschalten der Sounds auf Gitarre ist mit Drücken des Drehreglers nicht so meins. Will man von 1 auf 4, muss man 3 mal drücken, das geht oft schief. 4 Tasten, die funktionieren wie der Fußschalter, das wäre was. Aber ich gewöhne mich langsam daran (der Regler leuchtet in 4 verschiedenen Farben).
Die App ist gewöhnungsbedürftig (wenn man vom Mac kommt), funktioniert aber zuverlässig. Ich habe sie zusammen mit SongBook Pro auf dem iPad, welches am Mikroständer hängt, so dass ich im Zweifel mal schnell was einstellen oder nachsehen kann.
Was ich mir wünschen würde:
Schön wäre es, wenn man neben dem Bluetooth-Fußschalter über Bluetooth auch andere Geräte nutzen könnte, z.B. ein Midi-Keyboard. Dann könnte man über das Keyboard mehr als 4 Sounds umschalten und die Drehregler des Keyboards zur Veränderung von Effektparametern etc. nutzen.
Fazit:
Ich werde bei den Gigs die GTRS spielen, weil: Gitarre mit eingebautem Sender und Empfänger tun es locker 6 Stunden. Also schleppe ich aktuell 4 Kg zum Gig und habe wirklich alles, was ich brauche. Und der Sound ist FOH auch nicht dramatisch schlechter als mein Kemper mit einer Variax… Das kann aber auch an meinen bescheidenen Fähigkeiten liegen ;-).
Zum Üben ist die Gitarre einfach genial. Kopfhörer rein, Fußschalter an und los geht’s…
Würde sie jederzeit wieder kaufen (und erwäge, eine für’s Büro anzuschaffen ;-).
Zum Verfasser:
Uralt (63) und schweres GAS, Equipment (u.a.): Kemper (ich liebe ihn), Roland GR-55, Line6 Helix, diverse Gitarren (u.a. Gibson Les Paul, Nighthawk, Fender, Godin, Epiphone, 3 x Variax). Gitarrist in Coverband (zwischen P!NK und ZZ Top über Marius MW, also das Übliche, InEar, keine Backline). Produziere gern und leidenschaftlich (aber amateurhaft) eigene Songs (Logic Pro etc.).