Schecter hat eigentlich den Ruf Gitarren für die Hartmetaller unter den Musikern anzubieten, aber inzwischen haben sie ein wirklich unglaublich großes Portfolio an Gitarren und eben auch Bässen (für die sie weniger bekannt sind) am Start, so daß wirklich jeder den Bass für seine Zwecke findet.
Ich spiele auf Amateur-Niveau bei einer Coverband mit Stücken aus der Motown-Ära, ältere Pop-Songs und Rock. Keinesfalls also Metal in beliebigen Härtegraden.
Betrachtet man aber den SLS Evil Twin optisch genauer, so kann man schon den Eindruck gewinnen, daß die eigentliche Zielgruppe eben doch die Musikerkollegen sind, die gerne mal mit bösem Blick die tätowierte Pommesgabel in die Luft recken. Tiefschwarzes, mattes Finish, römische Ziffern als Bundmarkierungen, wo sich die meisten anderen Bässe mit einfachen Punkten begnügen, der irgendwie auf Mittelalter gemachte "Schecter"-Schriftzug... Wahrlich - es spricht wenig dafür, daß der "Evil Twin" ein hervorragend gemachter Allround-Baß ist, der sich nicht auf nur ein Genre festlegen läßt, aber jetzt der Reihe nach:
Er ist technisch identisch mit den SLS Elite-Bässen, die ebenfalls ein sehr schönes Finish haben, aber (und das war für mich ausschlaggebend): hochglänzend! Des Bassisten fettige Gliedmaßen hinterlassen auf diesem Untergrund erfahrungsgemäß häßliche Hinterlassenschaften, die beständiges Polieren nötig machen, wenn man halbwegs auf Ästhetik Wert legt. Die Fingerabdrücke sind auch auf dem mattschwarz zu sehen, aber eben wesentlich weniger deutlich.
Technisch identisch bezieht sich im Wesentlichen auf die Elektronik, die verwendeten Hölzer sind (Evil Twin vs SLS Elite) ganz leicht unterschiedlich. Die Elektronik wiederum besteht aus zwei Humbuckern von Fishman, die nicht klassisch mit viel-Kupferdraht-auf-Magnet-gewickelt daherkommen, sondern mit einem patentierten Verfahren "gedruckt" wurden. Für Details kann man ja das Internet konsultieren.
Der Ton dieser Humbucker wird von einer aktiven, nicht in den Passivmodus schaltbaren Elektronik verarbeitet, und jetzt wird's phantastisch: neben einem 2-Band-EQ, der alleine schon sehr effektiv auf den Ton einwirkt gibt es noch 3 weitere Bedienelemente , die den Sound so variabel machen, wie ich es noch bei irgendeinem Bass gesehen habe:
1. zieht man das Mastervolume-Poti nach oben, dann schaltet man die Humbucker in einen Single-Coil-Modus
2. stufenloser Balanceregler zwischen Hals- und Bridge-Pickup
3. ein 3-Stufen-Schalter, mit dem man praktisch vordefinierte EQ-Einstellungen abrufen kann. Diese nennen sich "Classic", "Funk" und "Modern" und sind tatsächlich sehr deutlich unterschiedlich (wobei der Unterschied von "Modern" nach "Funk" etwas geringer ausfällt).
Mit diesen Klangreglern ist man jetzt für alle Anforderungen gerüstet: Single-Coil, 100% Bridge-Pickup, Classic: schon kommt ein Sound raus, mit dem man (technische Fertigkeit vorausgesetzt) sehr Jaco-ähnlich klingen kann. Humbucker, 100% Hals, Classic: P-Bass läßt grüßen. Humbucker, 50/50, Funk: macht was der Name nahelegt. Gleiche Einstellung mit Modern: ist der neutrale (werden einige als eher "kalt" charakterisieren) Sound für alle Fälle. Und unendlich viele Einstellungen dazwischen. Ich bin zufrieden.
Verarbeitung: einwandfrei. Nichts zu mäkeln. Saitenlage, Oktavreinheit: hat alles von vornherein gestimmt. Bespielbarkeit: ich weiß nicht wie sie es machen, aber auf keinem anderen meiner Bässe spielt es sich auch nur annähernd so komfortabel. Die Bridge ist so konstruiert, daß man die freie Auswahl hat, wie man die Saiten befestigen möchte. Entweder klassisch die Bällchen oben an der Brücke einhängen oder Body-through die Saiten von unten durch den Body zur Brücke führen. Letzteres bekommt man werkseitig geliefert (Ernie Ball extra lang).
Ich habe noch nichts Negatives gefunden, ich gehe auch davon aus, daß es so bleibt.
Klare Kaufempfehlung.