Urlaub im Zelt ist hart für eine Gitarre: Sand, Salzwassernebel, Abend-Tau, Funkenflug vom Lagerfeuer, ab und zu ein Schluck Limo/Bier/Wein, heißes Zelt, kaltes Zelt, heißes Auto, kaltes Auto, Diebstahlgefahr. Da lasse ich meine Lakewood oder Larrivee lieber zu Hause. Mit der Stanford 46-G2-CM-ECW NAT habe ich die ideale Urlaubsgitarre gefunden. Kostet nur ein Zehntel der high-end-Instrumente, ist aber wirklich empfehlenswert.
Verarbeitung: Von außen sichtbare Teile sind nahezu perfekt verarbeitet. Alle Verbindungen und Übergänge sowie das Binding passen präzise. Innen lässt das dann etwas nach. Die ein oder andere Fräsung ist Klasse B, der Leim guckt hier und da etwas raus, aber wer schaut schon beim Spielen in den Korpus? Irgendwie muss der günstige Preis ja zustande gekommen sein.
Die Batterie für den Amp klemmt in einer Blechklammer am Hals-Klotz. Bei der Lieferung hatte der Karton wohl einen etwas festeren Schlag bekommen. Dabei ist dann die Bastterie aus der Halterung gerutscht und klöterte beim Auspacken lose am Kabel baumelnd im Korpus herum. Also bitte keine heftigen Beschleunigungen beim Transport oder beim Spielen. Andere Hersteller lösen dieses Problem mit einem Klettband als Sicherung
Bespielbarkeit: Gut! Die Saitenlage könnte für fingerstyle etwas tiefer sein, aber die Gitarre ist eben für alle Spielarten ausgelegt. Tieferlegen ist ja kein Problem. Die 46 mm am Sattel sind wertvoll für fingerstyle und vergleichsweise selten am Markt zu finden. Die Bünde sind gut verarbeitet. Die Rundungen von Hals und Griffbrett werden natürlich individuell unterschiedlich bewertet. Ich finde sie gut. Das Instrument ist erstaunlich leicht. Die Mensur ist mit 65 cm normal. Für fingerstyle würde man sich 63 cm wünschen.
Bundreinheit: Gut! Bis in die hohen Lagen am Hals-Korpus-Übergang gut spielbar. Durch den cutaway sind die sechs Bünde jenseits der 12 gut erreichbar.
Klang: Gut! Erstaunlich gut und laut genug, um sich am Lagerfeuer locker durchzusetzen. Ich hatte das in dieser Preisklasse nicht erwartet. Auch pickup und amp tun ihre Sache klanglich gut, wenn auch das Lautstärke-Poti aus dem 3-cent-Wühltisch zu kommen scheint. Schlimmer ist die Verdrahtung im Inneren. Bereits nach wenigen Wochen (vor dem Zelturlaub!) lösten sich die doppelseitigen Klebestreifen, mit denen die Kabelklammern angeklebt waren. Nun fliegt die gesamte Verdrahtung lose im Korpus herum. Die schwarz-rot verdrillten Drähte liegen vor dem Schallloch. Muss das wohl beim nächsten Saitenwechsel mit etwas Silikon wieder richten.
Als Vergleich hatte ich das Schwestermodell (46-G1-SM-ECW) mit Fichtendecke im Test. Dieser Klang war ziemlich scharf. Die Zederndecke hatte einen angenehm wärmeren Klang, ohne in den Höhen zu schwächeln. Das Spektrum ist angenehm ausgeglichen. Unterschiede zu high-end-Instrumenten sind natürlich hörbar.
Fazit: Wenn man etwas Mühe investiert, um die technischen Schwächen zu beheben, hat man ein gutes Instrument in den Händen. Dem Zweck (campfire use) entsprechend, ist es preiswert im Sinne dieses Wortes. Empfehlung!