Vorneweg: Ich habe lange recherchiert und verschiedene Interfaces ausprobiert. Jedes davon hat mich in irgendeinem spezifischen Punkt gestört, sei es Hintergrundrauschen oder Treiberprobleme. Das Steinberg IXO12 hingegen erfüllt all meine Erwartungen und zeigte in keinem für mich ausschlaggebenden Punkt Schwächen. Ich vermute, dass das IXO22 gleich performt, beziehe mich aber in meiner Rezension auf das von mir gekaufte IXO12 in Schwarz, da ich diese Modell selbst nutze.
• Gehäuse & Verarbeitung •
Das Gehäuse ist aus mattem Metall und fühlt sich hochwertig an. Vorder- und Rückseite sind aus Plastik, wirken aber stabil. Es ist kompakt und wesentlich kleiner als die meisten anderen Interfaces, die ich in Betrieb hatte, somit sollte es auch für den mobilen Einsatz geeignet sein, falls ihr es gern auf Reisen oder bei Ausflügen nutzen wollt. Sämtliche Buchsen sind stabil, greifen nicht zu fest und nicht zu locker und wackeln nicht. Die Drehregler sind gut zu bedienen und fein justierbar. Lediglich der Pegel-Regler für den Instrumenteneingang ist etwas schwer zu bedienen, wenn ein Instrument eingestöpselt ist. Es ist aber okay. Liegt vielleicht an meinen Fingern. ;) Die Drehregler könnten ein Bisschen "stabiler" montiert sein, aber das ist bei dieser Preisklasse Kritisieren auf relativ hohem Niveau. Die Mute-Knöpfe finde ich praktisch, sie haben auch, wie alle anderen Knöpfe am Gerät, ein gutes "Drück-Feedback". Ich mag physische Knöpfe für solche Funktionen. Manche Hersteller lagern dies mehr und mehr in die Software aus, was mir nicht zusagt. Die LED-Beleuchtung ist dezent (Weiß um den großen Lautstärkeregler, Grün/Rot bei der Input-Anzeige), sodass ich auch bei Dunkelheit nicht geblendet werde. Ich habe schon LEDs anderer Geräte abgeklebt, wenn ich Nachts im dunklen Studio Musik aufnehme, weil sie mich genervt haben. Beim IXO12 empfand ich das nicht als notwendig.
• Soundqualität •
Ich war überrascht, wie warm meine Gitarre im Vergleich zum Betrieb an meinem Focusrite Scarlett 4i4 3rd Gen klingt, welches ich zur Produktion meiner letzten EP verwendet habe. Ich habe mehrfach zwischen den Interfaces umgeschaltet, um den Sound zu vergleichen und bin mit dem Steinberg wesentlich zufriedener. Es klingt warm, satt und voll. Mein Kondensator-Mic klingt ebenfalls ordentlich. Die Frequenzabbildung ist über die komplette Bandbreite sauber, mir sind keine Abfälle aufgefallen. Der Gain der Inputs ist top, ich habe bisher mit keinem angestöpselten Gerät Defizite festgestellt. (SM58, Kondensator-Mics, diverse Gitarren, Keyboards). Lediglich Single-Coil-Pickups machen die üblichen Probleme, wenn technische Geräte in der Nähe sind, aber das ist nicht dem Interface zuzuschreiben.
• Preamp-Noise •
Die Preamps der "alten" Steinberg UR-Serie fand ich in diesem Punkt fürchterlich, da das Grundrauschen viel zu laut war. Hier hat Steinberg sehr stark nachgebessert. Das Rauschen des IXO12 ist für mich nicht hörbar. Selbst bei voll aufgedrehtem In- und Output herrscht bei meinem Setup fast völlige Stille. Das schlägt selbst mein Focusrite Scarlett 4i4 3rd Gen, welches ich als sehr leise empfinde.
• Treiber •
Der Treiber ist gewohnt minimal gehalten. Ein kleines Fenster mit den wichtigsten Einstellungen zu Samplerate, Puffergröße und einer Auswahl des Modus (Stabil, Normal oder Low-Latency). Er klinkt sich in die komplette Windows-Soundeinstellung ein, deaktiviert die Möglichkeit, die Einstellungen in den erweiterten Soundeinstellungen zu beeinflussen und übernimmt quasi die alleinige Kontrolle über die Soundsteuerung auf dem System. Ich finde das fantastisch, da es so zu keinerlei Kompatibilitätsproblemen auf dem System kommt. Jede Anwendung richtet sich nach dieser einen zentralen Einstellung für Samplerate und Puffergröße. Steinberg weiß, wie man ASIO-Treiber baut, sie haben den Kram schließlich erfunden. Meiner Erfahrung nach ist der Yamaha-Steinberg-ASIO der stabilste und zuverlässigste ASIO-Treiber, mit dem ich bisher gearbeitet habe. Mit M-Audio, Behringer, Focusrite & Co hatte ich immer irgendein spezifisches Problem von unerkannten Geräten und Treibern im Windows (M-Audio und Behringer) bis hin zu kompletten Treiber-Aussetzern für mehrere Sekunden bei minimal clippendem Output im DAW oder sogar bei YouTube-Videos und dem Windows-Mediaplayer. Ja, ich meine dich, Focusrite! ;) Der Yamaha-Steinberg-Treiber läuft bei mir ohne Probleme stabil. Ich nutze ihn auch für mein AG06, dort läuft er ebenfalls stabil wie ein Fels. Für mich alleine schon ein Grund, zukünftig bei den Geräten zu bleiben, die ihn nutzen.
• Latenzen •
Bei 24Bit/48kHz komme ich bei 32 Samples auf unter 5ms Roundtrip-Latenz, was für mich absolut okay ist. Bei höheren Sampleraten und im "Low Latency" Modus des Treibers könnt ihr es natürlich noch weiter auf die Spitze treiben. Voraussetzung ist natürlich, dass die CPU eures Rechners so geringe Puffergrößen mitmacht. Schalte ich parallel zum DAW-Monitoring das direkte Monitoring am Interface an (dieses hat ca. 1ms Latenz), sodass diese gleichzeitig laufen, ist kaum ein Unterschied wahrnehmbar. Ich bin sehr empfindlich was geringe Latenzen betrifft, kann aber bei diesem Gerät nichts Negatives anmerken. Effekte und Amp-Simulation per VST im DAW sind für mich so ohne Einschränkungen möglich.
• Outputs •
Die Outputs klingen für mich super, die Frequenzabbildung schien mir fehlerfrei zu sein. Rauschen konnte ich nicht feststellen. Selbes gilt für den Kopfhörerausgang. Die Kompatibilität für unterschiedliche Kopfhörerimpedanz wurde im Vergleich zu UR-Serie wohl ebenfalls verbessert, sodass die meisten Kopfhörermodelle problemfrei funktionieren sollten.
• Fazit •
Nachdem ich mich durch sämtliche namhafte, aktuell verfügbare Interfaces gewühlt habe, Tests geschaut und einiges selbst ausprobiert habe, bin ich mit dem Steinberg IXO12 sehr zufrieden. Es hat, im Gegensatz zu anderen sinnvoll vergleichbar Geräten dieser Kategorie, keine erkennbare Schwäche. Von der Verarbeitung, über den Sound bis zu den Latenzen und dem stabilen Treiber mit der minimalen Oberfläche bin ich rundum zufrieden.