Gleich um es vorweg zu nehmen: ich habe die Violine innerhalb von 2 Wochen 3x bestellt da immer wieder Mängel auftraten.
Violine Nummer 1:
Nachdem ich mir die Thomann Europe 5 String Antik bestellt habe, war ich erst sehr überrascht und erfreut als ich diese auspackte. Ein sehr schönes und für den Preis gut verarbeitetes Instrument (was eigentlich aus der Hora-Schmiede Rumänien stammt). Theoretisch müsste ich für diese tolle Violine mindestens 4 Sterne für Verarbeitung geben, aber es sollte ja leider nicht die einzige bleiben...
Eingestellt wurde das Instrument vom Streicher Service bei Thomann, die Wirbel liefen sehr gut und angenehm, das Griffbrett so wie es sein soll leicht hohl. Das Griffbrett aus Ebenholz war gut verrundet an den Kanten, auch wenn es nicht ganz eben mit dem Ahornhals abschloß ? spürbare Überstände, welcher entweder der Verarbeitung oder der Holztrocknung geschuldet waren. Der Steg war auch gut angepasst, davon abgesehen dass er leicht zu hoch war.
Der Hals fällt sehr dick aus und ist im Verhältnis zur 4 Saiter Violine echt gewöhnungsbedürftig. Mit einer Breite von 28mm am Obersattel entspricht er somit auch dem Maß der Yamaha YEV105. Leider variiert die Kerbung des Obersattels absolut ungleichmäßig in den Saitenabständen. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum viele Leute denken der Hals wär zu schmal für 5 Saiten. Rechnerisch ist er es nicht, vorausgesetzt man kerbt den Obersattel richtig!
Klang der Violine: definitiv dunkler aber auch voller als eine Standard Violine, die tiefe C-Saite kann sich im Gegensatz zu einer Bratsche tatsächlich hören lassen und reagiert auf meinen Referenz - Test mit einer Bratsche ähnlich, wenn auch das Volumen anders ist. Eigentlich darf man das Instrument garnicht an einer Bratsche messen, es handelt sich nämlich um ein eigenständiges Intrument.
So weit, So gut! Die 5 Saiter Violine machte Spaß! Aber irgendetwas war im Resonanzverhalten anders, die Violine resonierte kaum und wirkte immer etwas matt und glanzlos im Klang. Nach 5 Tagen unter normalen Bedingungen zuhause gab es ein seltsames Geräusch beim normalen Stimmen. Kurze Zeit später sah ich einen etwa 10 cm langen Riss im Bereich das rechten Stegfußes . Ich dachte erst der Lack war gerissen, bei genauerem Schauen befand sich der Riss direkt über der Stimme. Das war auch der Grund warum die Violine nicht wirklich resonierte. Wahrscheinlich war die Stimme dermaßen eingepresst worden, dass ein Riss nur eine Frage der Zeit war.
Ärgerlich, also Retoure und sofort eine neue Violine geordert.
Violine Nummer 2:
Die zweite Violine wies exakt dieselben Merkmale aber auch Verarbeitungsmacken auf. Im Gegensatz zur optisch wirklich schicken und relativ gleichmäßig geflammten ersten Violine war ich erstmal enttäuscht. Überall kleine Macken vom Beizen oder irgendwelche Kleckereien, rein oberflächentechnisch kein Kunstwerk! Die Holzauswahl auch sehr unregelmäßig, vor allem der Boden sagte mir optisch nicht zu da die Holzauswahl als solche nicht zu bezeichnen ist. Einfach in den Holzstapel gegriffen und verleimt...so würde ich das bezeichnen. Den Rest und die damit verbundenen optischen Eigenheiten machte dann die Beize bzw. der Lack.
Klang der Violine: sie resonierte!!! So wie es sein soll. Ansonsten wie die erste, nur eben mit Klang! Deutlicher Unterschied zum Erstmodell war bei den Saiten zu vermerken: die Dominant Saiten klangen wesentlich besser, während die andere Violine eher matt klang. Der Steg war zwar gut aufgeschnitten aber schlecht gekerbt, viel zu tief und zu weit. Da ich in Sachen Oberfläche noch Potential nach oben sah, orderte ich sofort noch eine 5 Saiter gleichen Typs.
Violine Nummer 3:
Ruckzuck kam diese mit der Post. Optik und Klang auf den ersten Blick ähnlich der erstbestellten Violine und ich hätte sie sofort behalten, wenn da nicht...
Diesmal war der Steg allerdings richtig miserabel aufgeschnitten, soviel dann auch zur variablen Qualität des Streicherservice! Optisch leicht nach hinten geneigt und die 90 Grad Stellung somit unmöglich. Das hätte ich sogar noch korrigiert, aber meine Frau entdeckte dann jedoch die Macken und Verarbeitungsfehler, die nicht akzeptabel waren:
Im Bereich F-Loch war eine Art im Werk geklebter Riss - oder der Erbauer war beim einlegen bzw. nacharbeiten des Spans mit dem Messer abgerutscht! Es war nicht richtig ersichtlich was es war, es fiel aber sofort ins Auge wenn man es wusste.
Im Bereich Kinnhalter mehrere kleine ebenfalls verfüllte Risse, mindestens 3 bis 4 Stück. Sie liefen durch die ganze Decke und endetem exakt am Span. Reines Glücksspiel mit dieser Violine im Auto zu reisen wenn sie dann Temperaturunterschieden ausgesetzt ist. Enttäuscht verpackte ich die Violine wieder und ab zu Thomann! Das Risiko wollte ich nicht eingehen. Lieber Streicher Service: bitte derartige Fehlversuche am besten gleich in den Ofen. Echt ärgerlich!
Fazit:
Wenn man Glück hat erwischt man ein halbwegs schönes Instrument. Den Gang zum Geigenbauer kann man aber einplanen, da keines der Instrumente einen vernünftig gekerbten Sattel und generell irgendwelche kleinen Macken zu haben scheint. Wer handwerklich versiert ist und Anpassungsarbeiten gerne selbst macht darf zugreifen. Wer zum Saiten wechseln schon zum Geigenbauer rennt sollte es einfach lassen!!!
Letztendlich habe ich den zweiten Versuch vorerst behalten, da wenigstens der Klang passte. Leider gibt es im Bereich akustische massive 5 saitige Violinen keine Alternativen bzw. scheinen alle aus demselben Werk in Rumänien zu stammen.
Optisch hätte ich so gern eine Violine wie die abgebildete gehabt, gelungen ist das nur bei der ersten Bestellung. Aber gut, Holz ist ein Naturprodukt. Nachdem ich das Instrument nun eine Weile gespielt habe, konnte ich mich damit zufrieden geben. Ein Gang zum Geigenbauer wird mir leider nicht erspart bleiben, da ich gern den Hals auf das Yamaha Format angepasst haben möchte. Was sich dort allerdings für Abgründe auftun weiß ich nicht...
Nachtrag:
Leider musste ich nun auch diese Violine zurückschicken, da im Bereich des Stimmstockes nach etwa 3 Wochen eine sicht- und fühlbare Erhebung an der Decke bemerkbar wurde. Eines schönen Morgens als ich wieder spielte sah ich im Sonnenlicht eine kleinen Riss im Lack, genau auf der Holzfaser mittihg auf beschriebener Erhebung. Der Blick mit der Lupe bestätigte das. Für 349,- Euro ein wahrscheinliches Bastelobjekt oder einen Garantiefall mit Wartezeit zu haben war mir dann doch zu heikel, auch wenn ich mich schweren Herzens trennte.
Der Geigenbauer sagte mir übrigens auch nichts gutes zu dem Instrument. Es handele sich um Frischholz was defintiv irgendwann beginnen würde zu reißen - letztendlich hatte sich das ja 2mal bestätigt, da keine der Geigen überhaupt die 30 Tage Moneyback unter normalen Frühlings - Wohnungsbedingungen überleben wollte. und tatsächlich nicht durch übermäßiges Heizen beeinflusst wurde.
Beim Blick mit der Lehre über das Griffbrett meinte der Profi, dass dieses viel zu wenig hohl gehobelt wäre und dadurch die Saiten schnarren würden, wenngleich mir dies beim spielen nicht auffiel.
Damit war das dann mein endgültig letzter Versuch mit der Thomann Hausmarke. Es bleibt nur die Alternative aus Karbon, da es keine weiteren Anbieter für hölzerne 5 Saiter gibt ausser den Geigenbauer im hohen 4stelligen Bereich.