Diese Leierharfe ist meine erste, daher habe ich für meine Bewertung keine Vergleiche mit anderen, vielleicht höherwertigen Exemplaren. Ich bin von dieser hier allerdings ziemlich überzeugt.
Beim Auspacken fiel mir erstmal der wunderschön bedruckte Karton auf. Das Coverbild hab ich mir ausgeschnitten und an die Wand gehangen, weil's einfach super cute ist. Die Harfe selbst steckt dann in Folie eingetüddelt im nahtlos und perfekt passenden Case. Das macht einen soliden Eindruck, ohne auf die kompakte Instrumentengröße zu viel aufzutragen. Einzig was mir fehlt ist ein Fächlein für den beigelegten Stimmschlüssel und Ersatzsaiten. Beides fliegt sonst nämlich unfixiert im Case rum und könnte die Harfe beschädigen oder ist halt leicht zu verlieren, wenn separat transportiert. Ich habs in eine kleine Tasche gepackt und dann dazu gelegt.
Das Instrument selbst sieht wunderschön aus und wirkt gut verarbeitet. Die Struktur des Holzes kommt mit Poren und kleinen Imperfektionen noch durch. Menschen, die bei ihrer neuen E-Gitarre jeden Quadratmillimeter akribisch mit der Lupe nach mikroskopischen Lackfehlern absuchen, werden hier wahrscheinlich einen Wutanfall bekommen. Mir ist das ziemlich egal, weil das Instrument dadurch nicht hässlich wird und einen ursprünglichen und handgemachten Vibe ausstrahlt.
19 Saiten mit 1:1 übertragenden Mechaniken zu stimmen ist kein großer Spaß. Wie bei allen Saiteninstrumenten ist es auch hier mit einem Durchgang nicht getan. Wenn durch die gestimmten Saiten Spannung auf den Korpus kommt, verringert sich natürlich der Abstand zwischen Brücke und Mechanik und die Saiten sind wieder zu tief. Nach 2-3 Stimmdurchgängen war sie dann endlich in Tune und hält die Stimmung seit dem erstaunlich gut. Ich musste seit dem ersten Tag nicht ein einziges Mal nachstimmen. Mit 2-3 Cent Abweichung muss man einfach leben, weil es wirklich fummelig ist mit den 1:1-Mechaniken genau pitch perfect zu stimmen.
Klanglich finde ich die Harfe auch wunderschön. Ich war auch erstaunt, wie laut sie sein kann, abhängig davon wie stark man die Saiten zupft. Das hätte ich bei so einem kleinen Instrument nicht gedacht.
Sanftes Zupfen macht einen seidigen obertonreichen Klang, der wie glitzerndes Licht auf der Wasseroberfläche eines verzauberten Sees klingt. Zupft man stärker wird die Harfe mittig und ausgewogen. Bei starkem Zupfen klingt sie irgendwann nasal, fast schon nach Twang, und wird sehr präsent und nach vorne. Da kann sie sich in meiner Akustikband sogar noch gegen eine Violine, zwei Celli, einen Kontrabass und eine Westerngitarre durchsetzen.
Für alle, denen das nicht klar sein sollte sei noch erwähnt, dass eine Leierharfe nicht chromatisch gestimmt ist. Im Prinzip hat man hier ein Klavier ohne schwarze Tasten. Man kann also alle Modi der C-Dur Tonleiter spielen (also C-Dur, D-dorisch, E-phrygisch, F-lydisch, G-mixolydisch, A-Moll und H-lokrisch). Für alles andere muss man die Stimmung anpassen. Modulationen innerhalb eines Stückes sind so also nicht möglich.
Es ist damit kein Allroundinstrument, das man easy in jedem Kontext anwenden kann. Man muss sich schon überlegen, was man damit tun will. Ein Vorteil ist natürlich, dass man sich quasi nicht verspielen kann, weil alle Töne auf dem Instrument auch in die Tonart passen, in der man spielt.
Mir jedenfalls macht sie sehr viel Spaß. Der Klang ist märchenhaft, verträumt und wunderschön, das Spielen geht nach etwas Gewöhnung erstaunlich gut und was man hier für knapp 90€ bekommt ist sein Geld allemal wert. Ich würde sie bedenkenlos weiterempfehlen und mir sogar noch eine zweite oder dritte kaufen, damit ich sie in verschiedene Stimmungen einstellen kann.
+ Verarbeitung
+ massives Holz
+ wunderschöner Klang
+ stimmstabil
+ Größe
+ Gewicht
- beim Case hätte ich mir eine Tasche für Ersatzsaiten und Stimmschlüssel gewünscht