In den letzten 15 Jahren habe ich schon viele verschiedene Gitarren in den Händen gehalten, günstige bis sehr teure Modelle. Was mich vor einigen Monaten dann wirklich überrascht hat, war eine ESP LTD EC-1000 in Vintage Black mit Seymour Duncans. Die Gitarre war trotz dem relativ "günstigen" Preis von ca. 900 € schon wirklich ausgezeichnet, was Preis-Leistung betrifft. Sie ist im Prinzip die kleine Schwester der Eclipse E-II, was mich dann auch zum Kauf dieser Gitarre hier angeregt hat.
Die ESP E-II Eclipse kam nagelneu im Koffer an. Der Koffer selbst ist wirklich erste Sahne und ist speziell für die Eclipse-Form gefertigt. Ganz nett: Ein Paar Schaller S-Locks (Security Locks für den Gitarrengurt) sind enthalten. Die neuere Variante, welche nicht mehr klappert und zusätzlich mit einer kleinen Madenschraube gegen versehentliches Lockern gesichert werden kann.
So weit, so gut. Erst mal die Schönheit betrachtet und alles akribisch geprüft, aber die Verarbeitung ist wirklich einwandfrei. Der Lack ist top, die Bindings perfekt. Alles sitzt und die Potis lassen sich gut drehen. Die Mechaniken machen einen guten und präzisen Eindruck. Die G- und B-Saite haben etwas gehakt, aber etwas Bleistift im Sattel unter die Saite gerieben und das Problem ist Geschichte.
Zur Bespielbarkeit:
Wirklich sehr gut. Ich habe es in der Review der EC-1000 in Vintage Black schon erwähnt, dass der Korpus wirklich sehr bequem ist. Der Hals der Gitarre weißt einen angenehmen Übergang zum Korpus auf und das Cutaway ist großzügig. Man kommt locker bis an den 22. Bund.
Durch die hochwertigen Bünde habe ich eine sehr tiefe Saitenlage hinbekommen, ohne übermäßiges Schnarren wahrzunehmen. Ich habe die Krümmung sogar bis auf 0,1 mm um den 7. Bund herunterbekommen. War mir dann aber schon zu gerade. Mittlerweile habe ich die Gitarre mit einer Fühlerlehre auf 0,4 mm Krümmung am 7. Bund eingestellt und ganz Gibson-Like die hohe E-Saite auf 1,5 und die tiefe E-Saite auf 2 mm gesetzt. Da ich generell eher dem Rock angetan bin und gerne mal ordentlich in die Saiten hämmere, ist eine etwas höhere Saitenlage für mich komfortabler. Für shredder ist aber eine durchaus erwähnenswert tiefe Saitenlage drin.
Der Lack an der Halsrückseite klebt auch nicht und lässt sich sehr gut spielen. Lediglich ein matter Lack am Hals hätte das ganze noch toppen können. Wie zum Beispiel der Lack in der Farbe "Vintage Black". Das Problem: Bei der Vintage Black-Version der E-II Eclipse ist der Hals wie bei einer Les Paul einfach angesetzt, man kommt also schwerer an die hohen Bünde. Deshalb habe ich mich auch für diese Farbe entschieden.
Thema Sound:
Die Gitarre selbst bringt schon einen soliden Grundsound mit sich. Das FM in der Bezeichnung der Gitarre weißt darauf hin, dass es sich um ein "Full Thickness"-Modell handelt. Das heißt, der Korpus ist so dick wie bei einer Les Paul. Normale Eclipse-Modelle haben einen etwas schlankeren Korpus. Die EC-1000 zum Beispiel ist ein Tick leichter und auch fast einen cm schlanker in der Tiefe. Die meisten Eclipse-Modelle haben den ebenfalls schlanken Korpus. Diese Gitarre hier ist aber eben ein Full-Thickness-Modell, also der Korpus der Gitarre ist schön groß und wuchtig, wie bei einer Les Paul eben. Das lädt schon zum Rocken ein.
Die Pickups:
Die EMG's tun hier ihr übriges. Ich spiele seit einigen Jahren aktive und passive PU's. Aufgrund des Sounds habe ich die EC-1000 extra mit Seymour Duncans bestellt, da ich mit der Gitarre hauptsächlich Rock spielen will. Und mit der Eclipse hier will ich das auch tun. Ob man es mir glaubt, oder nicht: Die EMG's passen perfekt zu dieser Gitarre. Es handelt sich hierbei um spezielle EMG's und Junge, die können Rock. Und wie.
Die EMG's 57 und 66 haben nichts mit den üblichen Metal-Kombi 85/81 gemeinsam. Diese Tonabnehmer, die in dieser Eclipse hier verbaut wurden, sind von EMG extra entwickelt worden, um einen PAF-Ähnlichen Sound zu erhalten. Zur Info: PAF's sind die legendären Humbucker, die man früher in alten Paulas vorgefunden hat und um die sich heute viele reißen.
Die hier verbauten EMG's haben die Vorteile von Aktiven Pickups: Weniger Signalverlust durch lange Kabelwege. Schwächere Magneten und dadurch längerer Sustain. Aber: Sie haben einen singenden, sehr dynamischen Sound wie passive Pickups und klingen sehr PAF-Like. Bieten aber der den von aktiven Tonabnehmern gewohnten, tighteren Attack. Also die besten Eigenschaften der vintage PAF-Humbucker zusammen mit modernen aktiven PU's vereint und das klingt einfach unendlich gut. Hi-Gain können sie auch, denn der Output ist wirklich sehr hoch. Dabei klingen die Saiten aber schön differenziert. Für Metal und extremen Hi-Gain erste sahne und absolut brauchbar. Dreht man Gain aber zurück, kommt ein sahniger, fülliger Sound heraus. Und zusammen mit dem Full-Thickness-Korpus der Eclipse klingt das wirklich nach Les Paul. Und DAS, hätte ich NIE geglaubt, wenn ich es nicht selbst gehört hätte. Wie gesagt, ich nutze seit Jahren EMG's und Seymour Duncan. EMG's für härtere Gangarten, Seymour Duncans für Rock und Clean.
Ein weiteres, absolutes Highlight: Die EMG's sind splitbar. Ja, nichts Neues. Aber allerdings haben diese EMG's hier drei Coils pro Humbucker. Einen normalen Dual-Coil und darunter ein Single Coil. Das in beiden Pickups. Bei herkömmlichen splitbaren Tonabnehmern wird eine Spule des Humbuckers deaktiviert, um einen Single-Coil-artigen Sound zu erhalten. Bei den EMG 57TW und 66TW hingegen wird der Humbucker abgeschaltet und ein eigene Singlecoil dazugeschaltet. Deshalb sind diese Tonabnehmer auch wesentlich dicker als herkömmliche EMG's. Das fällt aber nicht auf, da sie dank des dickeren Korpus den dafür nötigen Platz haben.
Das heißt, die Eclipse hier hat 4 Tonabnehmer verbaut. 1x EMG 57, 1x EMG 66 und jeweils einen Single Coil, die dankt der aktiven Technik keine störenden Nebengeräusche abgeben. Das sind in meinen Augen die einzigen Tonabnehmer, die wirklich als Allrounder bezeichnet werden können. Hi-Gain-Metal mit EMG-Säge? Läuft. Erstklassige, Les-Paul artige Sounds? Läuft. Spielgefühl und Dynamik passiver Tonabnehmer? Läuft. Brummfreie Single Coils für das extra an Flexibilität? Läuft. DAS sind wirklich flexible Tonabnehmer. Da hat EMG in meinen Augen einen absoluten Hammer auf den Markt gebracht. Zusammen mit dem warmen Grundsound der Gitarre lässt das keine Wünsche mehr offen.
Fazit: Eine echt besondere Eclipse. Für mich ehrlich gesagt die bessere Les Paul. Sie vereint alles, was ich an einer Gitarre schätze:
- Extra massiver Korpus für einen wuchtigen Grundsound
- Moderne Cutaways und Übergänge am Hals für eine Komfortable Erreichbarkeit der Bünde
- Aktive Tonabnehmer mit erstklassigem Attack, guter dynamik und echten integrierten Single Coils. Quasi eine 4-Tonabnehmer-Gitarre. Und die Humbucker von EMG sind dazu noch klanglich an die legendären PAF-Pickups älterer LesPauls angelehnt. Ein Traum
- Erstklassige Verarbeitung
- Erstklassiges Griffbrett und Bünde
Das absolut einzige, was mir persönlich fehlt: Ein matter Hals wie bei der Vintage-Black-Lackierung. Das ist aber Jammern auf verdammt hohem Niveau. Der Lack des Halses klebt auf keinen Fall und wirkt auch absolut nicht billig. Nur gefällt mir das samtige Gefühl eines matten GItarrenhalses persönlich einfach besser.
Würde ich eine Gitarre extra für mich fertigen lassen, genau nach meinen Specs, wäre es diese Eclipse hier mit einem matten Hals geworden. Die ESP E-II Eclipse hier und die EC-1000 in Vintage Black haben in den letzten Monaten wirklich alle meine Ibanez und Schecter abgelöst. Anstandslos.