Auf der Suche nach einer klassischen Strat mit moderner Ausrichtung bin ich auf die Fender AM Pro II Strat gestossen.
Als Gitarrist der älteren Gerneration habe ich eine Menge Gitarren gespielt und im Laufe der Jahre hat sich ein bescheidener "Fuhrpark" angesammelt. Meine absoluten Favoriten waren und sind Produkte der Firma Fender, die meiner Meinung nach zur Zeit den höchsten Qualitätsstandard ihrer gesamten Firmengeschichte bietet.
Die hier zu beurteilende Strat ist zu allererst einmal ein Genuss für die Sinne. Die Farbe Surfgreen, gepaart mit dem pickguard in mint, den vintagefarbenen Abdeckungen und Knöpfen und last but not least dem dezent getönten maple neck ist einfach umwerfend. Ich habe selten eine so ästhetische Strat gesehen; da passt einfach alles zusammen.
Das Haptik auslösende Äussere setzt sich uneingeschränkt fort, wenn man die Schönheit in die gierigen Gitarristenhände nimmt. Da fällt zunächst einmal das sehr moderate Gewicht auf, was nicht nur dem geplagten Gitarristenrücken zu Gute kommt...... ein geringes Gewicht macht nach meiner Einschätzung eine Strat auch musikalischer, d. h. sie schwingt und klingt einfach besser. Auch die linke Hand fühlt sich bei Kontakt mit dem toll auf C geshapten Hals ebensfalls sehr wohl, was auch durch hervorragend abgerundete Griffbrettkanten und einem tadellosen fretshop begünstigt wird.
Die gestaggerten Mechaniken sind sehr guter Standard und erfüllen ihren Zweck tadellos. In meinem Bestand hatte ich aber noch einen neuen Satz vintage locking tuners von Fender, die bei meiner Strat jetzt zum Einsatz kommen. Finde ich persönlich noch besser und schöner (ist aber Geschmackssache).
Die Zweipunkt-Vibratobrücke kam mit perfekt eingestellter Oktavreinheit und ohne lästig überstehende Madenschrauben aus dem Koffer. Letzteres fand ich besonders gut, da mir so das zeitaufwendige Abschleifen diese Schräubchen von unten mit der Feile erspart geblieben ist. Leider musste ich das oft bei Fendergitarren mit vintage bridge zur Schonung meines Handballens machen. Der Vibratohebel ist steck- und in der Gängigkeit einstellbar, was klasse, aber bei Vintagevibratos leider selten ist. Für mich schwer nachzuvollziehen, dass man da in den meisten Fällen immer noch auf ein Schraubgewinde (die Nachteile sind bekannt) setzt. .. Also, auch hier volle Punktzahl.
Nachdem ich das Vibrato durch Anpassung der Federspannung freischwebend eingestellt habe, funktioniert es in Kombination mit den locking tuners und ein wenig Graphit in den Sattelkerben (Bleistift) im gesetzten Rahmen verstimmungsfrei.
Werksseitig ist der Hals ganz leicht konkav, d. h. nach vorn gekrümmt eingestellt. Und das ist auch richtig so. Gitarrenbauer sprechen hier vom sog. "Fall". Dadurch wird verhindert, dass die Saiten schnarren. Ausserdem lassen sich die Saiten dadurch auch wesentlich besser ziehen. Ich spreche diesen Punkt ganz bewusst an, da ich oft in Rezensionen lese, dass "der Hals kerzengerade" ist, was irrtümlich als Pluspunkt gewertet wird. Auch ist es immer falsch, die Einstellung der Saitenlage durch Änderung der Halskrümmung vorzunehmen. Am besten stellt man die Halskrümmung so ein, dass bei im letzten Bund gedrückter E4-Saite, im siebten Bund zwischen Oberkante Bundstäbchen und Unterkante Saite ein ganz klein wenig frei bleibt. .... aber ich schweife ab.
Die pickups (AlNiCo) sind vintageorientiert ausgelegt. D. h., sie liefern in allen Einstellungen Stratsounds, so wie sie sein sollen. Glockig und ausgewogen. Samtig fendertypisch. Ich bin sicher, dass die Herren Knopfler und Clapton mit diesen Tonabnehmern gut zurecht kommen würden.
Die Schaltung ist auch etwas Besonderes: Neben dem bekannten 5-Weg-Switch, ist der untere Tonregler mit einer Push- Pull- Funktion ausgelegt. Damit wird ermöglicht, den Halstonabnehmer zuzuschalten. Somit hat man sieben Schaltfunktionen, weil die Zuschaltung ja lediglich bei geschaltetem bridge- oder bridge/middle- PU wirkt. Der untere Tonregler ist für den bridge-PU zuständig, der obere für die anderen beiden pickups, was auch absolut Sinn macht. Zu erwähnen ist auch, dass beim Runterregeln des Volumens die Höhen weitesgehend erhalten bleiben und der Ton daher nicht dumpf abfällt. Auch klasse.
Bleibt noch der abgeflachte Korpusübergang am Hals, die schön gestaltete neckplate sowie der geänderte butterfly für die beiden hohen Saiten zu erwähnen. Auch das wertige Deluxe Case soll nicht vergessen werden.
Mit der AM Pro II Strat hat Fender voll ins schwarze getroffen. Verarbeitung und Soundausbeute sind über jeden Zweifel erhaben. Ausgehend vom Grundkonzept einer Stratocaster wurden äusserlich marginale, aber sehr wirksame Verbesserungen vollzogen, die die Gitarre in eine höhere Liga befördern. Ich bin begeistert und kann die Gitarre gar nicht mehr aus der Hand legen.
Fazit: uneingeschränkte Kaufempfehlung !!!!