Der Tone King Imperial ist streng genommen eine Anlehnung an den Fender Deluxe Reverb. Watt Zahl, Röhren, und Aufbau sind sich teilweise zum Verwechseln ähnlich. Daher kommt man bei einer Bewertung des Amps um Vergleiche eigentlich nicht herum, am Ende tut man damit jedoch beiden Verstärkern ein wenig Unrecht.
Was bereits beim Auspacken auffällt, ist die makellose Verarbeitung. Hochwertige Regler, solide Anschlüsse, jede Schraube sitzt bombenfest. Gerade hier fällt der Unterschied zum Deluxe Reverb am stärksten auf, da Fender leider selbst im hochpreisigen Bereich der Handwired Amps immer wieder schludert, was die Verarbeitung angeht.
Auch in den Features setzt sich der Tone King ganz klar vom „Vorbild“ ab. Der Rhythm-Channel ist natürlich an einen Fender Blackface angelehnt, die Bedienung ist im Endeffekt identisch zum Bright Channel eines Deluxe Reverb. Doch bereits der Lead-Channel (angelehnt an einen Fender Tweed Amp) bringt dann seine ganz eigenen Ideen ein. Ein Tone-Regler vereint Treble/Bass und der „Mid-Bite“-Regler bringt auf Wunsch mittigen Wums in den Sound. Der Clou des Amps ist dabei ein eingebauter Attenuator, der wahlweise für beide Kanäle oder nur für den Lead Kanal genutzt werden kann. Ein cleveres Feature, das natürlich vor allem beim Live-Spielen interessant ist. Dabei fragt man sich bei all den intelligenten Ideen allerdings, wieso es ein Effektweg und ein Switch für die Bright-Cap des Rhythm-Channels nicht ins Paket geschafft haben. Das ist allerdings auch so ziemlich der einzige Negativpunkt in den Features, reicht für mich nicht für einen Punktabzug.
Das Wichtigste ist aber natürlich der Sound – und hier wird es spannend. Die beiden Kanäle sind klar trennscharf und haben ihre eigene Berechtigung. Die Regler selbst reagieren dabei auf die kleinsten Bewegungen hörbar und nachvollziehbar. Ich habe es bisher noch nicht geschafft, eine Einstellung zu finden, in der mir der Sound überhaupt nicht gefallen hat – der Amp ist klanglich tatsächlich eine echte Offenbarung. Der Reverb ist – wie von vielen im Netz erwähnt – tatsächlich nicht der Stärkste, für mich ist er perfekt. Im Gegensatz dazu ist der Hall des Fender Deluxe Reverb für mich ab 3 ½ nicht mehr nutzbar. Beim Tone King ist auch hier der Ton stets transparent.
Ein bisschen muss man dann doch wieder den Schwenk zum Vorbild machen. Auch im Rhythm-Channel klingt der Tone King nicht 1:1 wie ein Deluxe Reverb (was vermutlich zum großen Teil am Lautsprecher liegt). Er ist für meine Ohren etwas kompakter im Ton, etwas satter und voller. Diesen "offenen Chime" eines Deluxe Reverb habe ich beim Tone King nicht reproduzieren können. Klang ist dabei natürlich immer sehr subjektiv, für mich ist der Imperial ein absoluter Volltreffer. Auch mit Pedalen verträgt er sich wunderbar.
Am Ende ist die Wahl zwischen dem Imperial und dem „Original“ von Fender daher gar nicht mehr so leicht. Natürlich produziert der Tone King astreine Fender Clean Sounds, aber er ist eben keine Kopie, sondern macht sein ganz eigenes Ding. Und das macht er in allen Belangen absolut fantastisch.
Ich habe ihn lange gegen meinen Fender Deluxe Reverb 64 Custom Handwired gespielt, in der Hoffnung, dass ich mit dem Tone King nur noch einen einzigen Amp zuhause brauche. Am Ende habe ich entschieden, sowohl den Imperial als auch den Deluxe Reverb zu behalten, da beide einfach wahnsinnig gute Sounds produzieren und eben keine Substitute sind, auch wenn sie natürlich von den Features sehr nah beieinander liegen. Und wieder ein Sieg für das Gear Acquisition Syndrome. ;-)