Als Liebhaber von Vintage-Synthesizern hatte ich große Erwartungen an den Behringer MS-5. Leider konnte das Instrument nicht alle Erwartungen erfüllen.
Meine negativen Punkte:
1. Formfaktor:
- Der MS-5 wirkt auf den ersten Blick wie ein Relikt aus einer vergangenen Ära. Erinnert mich an einen 2000 Lada Niva.
- Instrument ist sehr klobig und schwer, mit dicken Eisenblechen, die zwar Stabilität vermitteln, aber natürlich nicht zum Klang beitragen. Das Gewicht ist schlichtweg unzeitgemäß und erschwert den Transport unnötig.
- Die Kunststoffregler und fragilen Schalter stehen im starken Kontrast zur massiven Bauweise des Gehäuses. Diese Kombination birgt das Risiko von Transportschäden, insbesondere das Abbrechen von Knöpfen.
2. Funktionalität:
Technisch bietet der MS-5 ebenfalls einige enttäuschende Aspekte:
- Die Elektronik des Keyboards und der Pitchbend-Funktion scheint unvollständig entwickelt. Die digitale Steuerung führt zu unangenehmen Stepping- oder Quantisierungseffekten, was das expressive Spielen stark beeinträchtigt.
- In Sachen Konnektivität bleibt der MS-5 in den 70er Jahren stecken. Hier wurde die Chance verpasst, sich an modernen Standards zu orientieren, die eine einfache Integration in heutige Studioumgebungen ermöglichen.
- Die offensichtlich 1:1 kopierte Roland-Schaltung bringt einige Schwächen mit sich, die teilweise sogar verschlimmert wurden. Besonders die Parametrisierung und Regelwege der LFO-Speed-Regler und der S/H-Taktung sind sehr schlecht umgesetzt, die Modulationstiefe sowie die Wellenformen der LFOs sind unzureichend abgestimmt.
- Vor allem die Filter könnten durch zusätzliche, externe Modulationsmöglichkeiten erheblich aufgewertet werden. Leider bleibt dies aus, sodass man auf DIY-Mods hoffen muss.
Meine positiver Punkt:
1. Klang, Klang und Klang:
Der große Pluspunkt des MS-5 ist zweifellos der Klang.
- Die Filter sind atemberaubend. Sie klingen extrem organisch und erzeugen einen einzigartigen Sound. Z.B. Mein MFB Dominion1, der ebenfalls hervorragende Filter bietet, kommt nicht an den spezifischen Klang der Roland-Filter heran.
- Die VCOs sind kraftvoll und bieten sowohl bei Hard- als auch bei Soft-Sync einen fantastischen Vintage-Sound.
- Der Ringmodulator ist extrem flexibel und funktioniert in Audio- und LFO-Bereichen gleichermaßen gut. Der Ringmodulator ist ein einziger Sweetspot.
- Auch das Signal-Routing im Mixer ist interessant gestaltet. Sobald man sich daran gewöhnt hat, eröffnen sich hier sehr kreative Möglichkeiten für bunte Klanglandschaften.
Mein Fazit:
Der MS-5 hat mich auf jeden Fall für die Roland-Filter, die VCOs und den Ringmodulator begeistert. Allerdings hätte ich mir diesen legendären Klang lieber in einem Expander-Modul gewünscht, wie sie Behringer in den letzten Jahren entwickelt hat.
- Der massive Blechkasten, in dem der MS-5 verpackt ist, war für meinen Geschmack einfach zu sperrig und hat in meinem Studio zu viel Platz verbraucht. Letztlich habe ich mich entschieden, das Gerät zurückzugeben – was ich dank der unkomplizierten "Money-Back-Garantie" von Thomann problemlos tun konnte. Ich werde mir stattdessen wohl das Behringer Roland-100 System genauer anschauen.
- Es ist für mich nicht klar erkennbar, für welche Zielgruppe er gedacht sein soll. Für Anfänger und Fortgeschrittene ist er gleichermaßen wenig geeignet. Als Masterkeyboard macht er bei der heutigen Konkurrenz eine sehr schlechte Figur. Insgesamt wirkt das Instrument für mich bereits jetzt völlig veraltet.
- Zum Preis: Billig, aber nicht günstig. Wer billig kauft, kauf zweimal. Der Kosten/Nutzen-Faktor der Behringer Expander-Module ist deutlich(st) höher.
- Vielleicht ist der MS-5 für Sammler oder Hardcore-Vintage-Fans, die keinen originalen Roland SH-5 mehr bekommen können, interessant – aber für alle anderen gibt es aktuell viel bessere Alternativen.