Auf der Suche nach einem hochwertigen, erschwinglichen Funksystem, welches in meinem STUDIO zur Übertragung des Headsetmikros dienen sollte, war das Einstiegsmodell in die Oberklasse von SENNHEISER erste Wahl. Als singender Gitarrist fällt es mir schwer, auf den gleichbleibenden Abstand zum Mikrofon zu achten und dabei Gitarrenspiel, Songsheet und Bildschirm-Partitur zu verfolgen (oder auf der Bühne die tanzenden Damen im Publikum). Rocken will ich schließlich auch noch...
Das XS WIRELESS 1 ist so konzipiert, daß weitreichende, für professionellen Bühneneinsatz ausgelegte Funktionen (z.B. Namensgebung mit mehr als 30 parallelen Funkstrecken und umfangreichen Informationsaustausch) auf das wirklich Notwendige reduziert wurden, ohne die bewährte Übertragungsqualität und den guten Bedienungskomfort zu beschneiden oder aufzugeben. Diese Philosphie ist beim XS 1 gelungen. So gut, daß ich mir bald ein zweites XS 1 für meine Akustik-Gitarren anschaffte. Es ist ideal für meinen Zweck, bei dem es vor allem auf eine sehr gut funktionierende Übertragung ankommt. Chapeau!
Grundsätzlich gibt es bei allen Komponenten im Signalweg systembedingtes Rauschen. Das XS 1 verhält sich hier aber für mich nicht feststellbar schlechter als alle anderen Studio-Geräte (VV, Comps, D/A Wandler, Interface, Plug-Ins etc.). Das XS 1 rauscht etwas stärker bei Verwendung als Instrumentalset mit Klinken-Adapterkabel und E-Gitarren, auch mit noiseless PUs. Eine Erklärung dafür habe ich nirgends gefunden. Hypothetisch halte ich systembedingte Magnetfeld-Einstreuungen in die Pickup-Spulen dafür veranwortlich. Denn beim Keyboard rauscht es genauso wenig wie beim Elektret-Mikrophon. Im Studio verwende ich deswegen Kabel für Spulen-PUs, womit ich gut leben kann. Eine klangliche Veränderung gegenüber Kabel konnte ich nicht feststellen (Test mit True Bypass, E-Gitarre und Studiokopfhörer).
Die legendäre Übertragungssicherheit kann ich bestätigen. Ich benütze das XS 1 fast täglich seit über 2 Jahren und habe 2 Alben damit produziert. Es gab im Ggs. zu meinem billigeren Bühnenfunk keinen einzigen Knackser und keine Störgeräusche, obwohl unzählige WLANS, Funkmasten und Industrieanlagen in der Nähe sind. Zum Reichweitentest ging ich mit dem Sender mehrere Räume weiter, um Probe-Aufnahmen zu machen. Es gab keine Einbußen bei fehlendem Sichtkontakt durch 3 dazwischen liegende, massive Ziegelmauern. Ausflüge von der Bühne ins Publikum sollten also problemlos möglich sein.
Das System ist einfach und intuitiv zu bedienen. Der Frequenz-Kanal wird am Empfänger ausgewählt und mit den beiden Pilottontasten SYNC wird der Sender automatisch justiert. Ich benutze manchmal 2 Systeme parallel, das Eine mit Klemm-Mikro oder eingebautem Mikro für die Akustikgitarren und das Andere mit verschiedenen Headsets für den Gesang. Der Empfänger verfügt über True Diversity und die beiden Antennen sind im Empänger integriert. Bravo! Es geht doch. Bei meiner Bühnenanlage konnte ich die Stäbchen hindrehen, wohin ich wollte. Es hatte außer abgebrochenen oder verbogenen Antennchen nichts gebracht.
Die verwendeten Kunststoffe sind wertig und kein Billigplastik, wie in einem anderen Kommentar bemängelt. Die Gürtelklammer sitzt auch horizontal fest am Gitarrengurt und hält sogar bei meiner Gitarrenstütze aus Metall. Der Sender ist mir schon ein paar Mal ungebremst vom Tisch auf den Laminat-Boden geknallt, ohne Beschädigung. Meine Billigteile mußten ständig mit Sekundenkleber repariert werden. Oberseitig findet sich ein knackfreier Standby-Schalter (kein Taster!), der nicht versehentlich betätigt werden kann. Gelegentlich kann beim gemütlichen Schummerlicht das kleine, unbeleuchtete Senderdisplay zu schaffen machen; das einzig feststellbare Manko und allenfalls Jammern auf höchstem Niveau.
Ich betreibe den Sender mit 2 AA Akkus, welche bis 10 Std. halten. Der Ein-/Ausschalt-Taster ist im Batteriefach verlegt, der zur Aktivierung mindestens 2 Sek. lang gedrückt werden muß. Sehr gut! Die Ladestandsanzeige erfolgt in 3 Stufen, bei der Letzten hat man noch gut 2 Stunden, bevor sie dann auf Rot umschnappt und blinkt, dann sollte sofort der Akkuwechsel erfolgen. Beim Empfänger gibt es dann eine rot blinkende Low-Battery-Warnung. Im Fach befindet sich ein analoger, 4-stufiger Gain-Switch für Analog-Fans wie mich und der Synchronisations-Taster. All das kann nur mutwillig betätigt werden.
Der Output zur Anpassung ist in 7 Stufen bequem von vorne regelbar. Alle Einstellungen werden auch bei Stromausfall gespeichert. Ein großes Display zeigt den eingestellten Kanal oder die Output-Lautstärke an, ein kleines Antennen-Symbol den Empfang, ein Lautsprecher-Symbol das Inputsignal und dessen Stärke. Es leuchtet grün und wird bei zunehmender Stärke heller, bis es beim Erreichen der Schmerzgrenze auf gelb umschnappt und die Übersteuerung beginnt. Diese ist aber kein plötzlicher Einsatz einer Säge wie bei Billiganlagen, sondern das Signal wird ohne Verzerrung zunächst noch eine Spanne komprimiert, bis die Säge kommt. Chapeau! Dieser roadtaugliche Limiter ist sehr intelligent konzipiert und erleichtert die Einstellerei, welche unbedingt mit einem Studiokopfhörer vorgenommen werden sollte. Dadurch kann man sicher sein, daß beim Recording keine einzelnen Spitzen-Verzerrungen auftreten, solange man nicht plötzlich bei sanften Tönen und 0-dB-Input-Absenkung mit Explosiv-Lauten losbrüllt wie ein Ochse. Bei Kabelmikros ist für diese Funktion ein extra Limiter notwendig, der schon mindestens ein Drittel des Preises für das XS 1 kostet.
Besonders positiv: Einzelne Sender sind erschwinglich erhältlich!
FAZIT: Klare Kaufempfehlung für ein Gerät, das sich durch das Herstellungsland Taiwan angenehm von der diktatorischen, chinesischen Elektronik-Übermacht unterscheidet.